100 000 stellen Ultimatum

Ver.di-Chef Bsirske: Bund und Kommunen sollen die Signale der Streikenden hören

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. 554 Flüge sind am Donnerstag alleine am Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt am Main ausgefallen. Grund für den Ausfall war der Ausstand eines Großteils der Mitarbeiter des Flughafenbetreibers Fraport. Sie unterstützten die von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ausgerufenen Warnstreiks im öffentlichen Dienst, an denen sich nach ver.di-Angaben insgesamt mehr als 100 000 Menschen beteiligten.

Der Schwerpunkt der Warnstreiks vor der dritten Verhandlungsrunde zwischen den Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern lag am Donnerstag auf den Flughäfen. Bestreikt wurden aber auch Verwaltungen, Kindertagesstätten und Krankenhäuser. Am Flughafen Köln/Bonn traten rund 70 Prozent der Mitarbeiter in der Abfertigung, an Gepäckförderanlagen und des Sicherheitspersonals in den Ausstand.

»Wir hoffen, dass die Arbeitgeber das Signal verstehen, dass die Beschäftigen es ernst meinen«, sagte Gewerkschaftssekretärin Frauke Bendokat in Anlehnung an ver.di-Chef Frank Bsirske. Der hatte sich über die hohe Streikbeteiligung vom Mittwoch erfreut gezeigt, als rund 43 000 Beschäftigte - insbesondere im Nahverkehr - die Arbeit niedergelegt hatten. »Die Streikbeteiligung heute ist ein starkes Signal an die Arbeitgeber«, so Bsirske am Mittwochabend. Bei einer Kundgebung am Donnerstag in Freiburg stellte er den Arbeitgebern ein Ultimatum. In der nächsten Gesprächsrunde müsse es ein Ergebnis geben. »Wenn wir Montag und Dienstag nächster Woche wieder zusammensitzen, müssen sich die Arbeitgeber bewegen. Sonst droht, nach der Schlichtung, ein harter Arbeitskampf.«

Trotz des wiederholten Winks mit dem Zaunpfahl gibt es bisher kein Angebot der Arbeitgeber. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten von Bund und Kommunen eine Anhebung der Gehälter um 100 Euro sowie zusätzlichen Lohnzuwachs von 3,5 Prozent. Die Arbeitgeber lehnen dies ab und nannten die Forderungen schon vor der ersten Tarifrunde vollkommen überzogen.

Stattdessen gehen die Gewerkschaftsforderungen noch weiter: Es sei notwendig, Reichtum anders zu besteuern und die Fehler der Vergangenheit - Steuersenkungen für gut Verdienende - zu korrigieren, sagte ver.di-Fachbereichsleiterin für Bildung, Wissenschaft, Forschung Anne Voß bei einer Kundgebung am Donnerstag in Erfurt. jot

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