»Eine gigantische Leistung«

Füchse Berlin gewinnen in Hamburg mit dem Handball-Pokal den ersten nationalen Titel

  • Erik Eggers, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Füchse Berlin gewannen am Sonntag in Hamburg erstmals den DHB-Pokal. Sie besiegten im Finale die SG Flensburg-Handewitt, nachdem sie im Halbfinale Melsungen aus dem Rennen geworfen hatten.

Als die Sirene ertönte, der letzte Ton in diesem dramatischen Finale um den Pokal des Deutschen Handballbundes (DHB), riss Iker Romero sein grünes Trikot vom Leib und stürmte auf die Fans der Füchse Berlin zu. Mit dem 22:21-Sieg gegen die SG Flensburg-Handewitt feierte der Klub aus der Hauptstadt vor 12 800 Fans in der Hamburger O2-World seinen ersten nationalen Titel. »Niemand glaubt, dass wir gewinnen können, aber wir glauben daran«, hatte Füchse-Coach Dagur Sigurdsson vor dem Finale gesagt. »Das war eine gigantische Leistung, dieses Spiel werden wir nie vergessen. Dieser Titel gehört uns allen.«

Der Glaube ließ die Sensation wachsen. Und ein fantastischer Torwart Heinevetter, der, als es darauf ankam, zwei gewaltige Sprungwürfe von Holger Glandorf parierte und zum besten Torwart des Turniers gewählt wurde. Und Linkshänder Konstantin Igropulo, der neun Treffer erzielte und alle fünf Siebenmeter kaltblütig verwertete. Und Kapitän Iker Romero, der 16.55 Uhr den Pokal in die Höhe reckte. Flensburgs Profis nahmen die Niederlage mit Entsetzen auf - die SG hat die letzten vier Endspiele in Serie verloren. »Sport ist brutal, ich bin leer«, so SG-Trainer Ljubomir Vranjes.

Für den Sieger ist es nicht weniger als eine Cinderella-Story. Die Füchse, Pokalfinalist 1984, hatten jahrelang in den Niederungen des Handballs gespielt, waren in die 3. Liga abgestürzt, nachdem Mäzen Willi Bendz- ko, ein steinreicher Unternehmer, seine Schatulle geschlossen hatte. Dann kam 2005 mit Bob Hanning ein Manager, der in Hamburg rausgeschmissen worden war, besorgte Sponsoren und baute Strukturen, und entwickelte die Füchse mit den Jahren zu einem Spitzenklub.

Dabei hatten die Flensburger einen fast perfekten Start erwischt. Sie zogen, aufbauend auf einer beweglichen 6:0-Defensive um Kapitän Tobias Karlsson, von 2:2 auf 7:2 davon. Als viele schon mit einer Demontage der Füchse rechneten, wendete sich das Blatt: Trotz Unterzahl (Jesper Nielsen verbüßte eine Zeitstrafe) verkürzten der Halbrechte Konstatin Igropulo und Paul Drux, die erst 19-jährige Hoffnung im Rückraum, die auch schon beim 30:28-Halbfinalsieg gegen die MT Melsungen geglänzt hatte.

Als wichtigster Faktor entpuppte sich nun Torwart Heinevetter. Der Nationalkeeper hatte die Flensburger Flügelzange gut im Griff. Die Füchse jedenfalls glichen zum 8:8 aus, als Rechtsaußen Mattias Zachrisson in Überzahl einwarf. Bis zum Pausenstand von 11:11 führte die SG stets, konnte sich aber nicht mehr entscheidend absetzen. Zu Beginn der zweiten Hälfte gingen die Füchse erstmals in Führung. In der 39. Minute hatte SG-Rechtsaußen Lasse Svan die Chance zum 16:14, scheiterte aber an Heinevetter. Als der Torwart bei den guten Schiedsrichtern wegen eines vermeintlichen Kopftreffers protestierte, kassierte er eine Zeitstrafe. Doch die Profis in Grün blieben cool, überstanden die Unterzahl gut und schienen, als Drux nach Tempogegenstoß zum 18:16 (44.) einwarf, auf der Siegerstraße. Die Flensburger konterten nochmals. glichen zum 19:19 aus, und in den letzten zehn Minuten entwickelte sich ein großes Pokaldrama. Mit dem besseren Ende für den Außenseiter.

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