Der Krieg um die Zeichen

Malte Daniljuk über den hoffnungslosen Kampf um geschlechtergerechte Sprache

Seit Jahrzehnten müht sich eine kleine Subkultur im deutschem Sprachgebiet, die Sprache zu revolutionieren. Die Aktivisten begründen ihr Anliegen zwar moralisch überzeugend. Die erfolgreiche Umsetzung scheitert leider an den Gesetzen des Sprachgebrauchs.

In den vergangenen Wochen gelangte eine kleine Subkultur über ein Handbuch zurück an die Öffentlichkeit. Aktivisten, die glauben, sie könnten mithilfe willkürlich festgelegter Sprachnormen das Patriarchat und den Rassismus bekämpfen, gehören in Westeuropa seit längerem zu den vielfältigen Rändern des linken Spektrums. An der Humboldt-Universität glauben Studenten, sie könnten die Gemeinschaft der Sprecher überzeugen, im Namen der Geschlechtergerechtigkeit auf das unbestimmte Personalpronomen »man« zu verzichten oder kasusspezifische Flexionen (einER) durch den Buchstaben X zu ersetzen.

Alles verändert sich, wenn...

Die Henne-Ei-Dialektik der Tätigkeiten Denken und Sprechen beschäftigte nicht erst Wilhelm von Humboldt. Aber ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzte sich die systematische Erkenntnis durch, dass bestimmte sprachliche Abbildungen wie das Wort »Neger« geeignet sind, gesellschaftliche Rollen festzuschreiben, die in e...


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