Kritik an Abschiebung

SPD und Grüne unterstützen Integrationslotsin

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Der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh hat sich für eine Integrationslotsin eingesetzt, die Deutschland verlassen soll. Die Inderin Simran Sodhi habe sich in Berlin integriert und arbeite in einem gesellschaftlichen Kernbereich, sagte Saleh. »Wo, wenn nicht beim viel diskutierten Thema Integration gibt es eigentlich ein öffentliches Interesse, um von Einkommensgrenzen abzuweichen?« Simran Sodhi hatte in Berlin studiert und arbeitet nun im Bezirk Treptow-Köpenick. Simran, die erst Anfang des Jahres ihre Arbeit begonnen hat, ist derzeit die einzige Integrationslotsin in diesem Bezirk. Nun wird ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert, weil kein »öffentliches Interesse« bestehe. Bis zum 31. Mai soll sie ihre Rückreise regeln.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop meinte: »Im Senat weiß mal wieder die rechte Hand nicht, was die linke Hand tut.« Eine geplante Ausweisung sei vollkommen abwegig. »Es wird aber noch doller, wenn die Ausweisung mit dem zu niedrigen Einkommen begründet wird, das das Land Berlin als Arbeitgeber zahlt. Das ist nur noch Absurdistan.«

Begründet wird die Abschiebung damit, dass Sodhi als Akademikerin für ihre Tätigkeit als Integrationslotsin in Treptow-Köpenick überqualifiziert sei und sie dafür zu wenig verdiene. Simran Sodhi ist eine von etwa 60 Integrationslotsen, die Migrantinnen und Migranten unter anderem bei der Wohnungs- und Arbeitssuche unterstützt, sie bei Behördengängen begleitet und berät bei Diskriminierungserfahrungen.

Das Team um das deutsch-amerikanische Film- und Bildungsprojekt »With Wings And Roots« (Wings), an dem Sodhi mitarbeitet, kritisiert die geplante Abschiebung. Auf der einen Seite werde immer wieder beteuert, wie wichtig »Integration« für Deutschland ist, auf der anderen Seite stelle der Berliner Senat aber nur begrenzt finanzielle Mittel für diese Arbeit zur Verfügung. Simrans »Arbeitgeber kann sie daher nicht höher bezahlen. Dass Simran nun aus diesem Grund Deutschland verlassen soll, ist unserer Ansicht nach absurd.« »Simran ist ein hoch geschätztes Mitglied unseres Teams und setzt ihre Fähigkeiten ein, um einen Dialog mit zahlreichen Gemeinschaften zu ermöglichen«, sagt Wings-Regisseurin und Produzentin Christina Antonakos-Wallace. »Tatsächlich ist Simran genau die Person, die ›Integration‹ in Deutschland voranbringen kann.«

Sodhi sagte der Nachrichtenagentur dpa, sie wolle der Ausländerbehörde schreiben und bitten, die Entscheidung zu überdenken. Sollte das nicht helfen, denke sie auch über einen Einspruch auf der juristischen Ebene nach. Am Dienstag will das Bezirksamt einen offenen Brief an Innensenator Frank Henkel (CDU) und die Ausländerbehörde abschicken und veröffentlichen. Gleichzeitig sammelte eine Initiative im Internet bis Montagnachmittag mehr als 10 000 Unterschriften gegen die drohende Ausweisung der Inderin. In Berlin gibt es etwa 60 sogenannte Integrationslotsen, die Einwanderer, die kaum Deutsch Sprechen, bei Behördengängen helfen. nd/dpa

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