Geschichte, die immer noch brennt

Uwe Timm über die deutsche Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit und die Möglichkeiten der Literatur

Uwe Timm, 1940 in Hamburg geboren, wurde durch über 25 Bücher bekannt, darunter »Heißer Sommer« (1974), »Die Entdeckung der Currywurst« (1993), »Rot« (2001), »Am Beispiel meines Bruders« (2003) bis hin zu seinem jüngsten Roman »Vogelweide«. Außerdem verfasste er Filmdrehbücher und Hörspiele. Mit ihm sprach Ute Evers.

nd: In den Frankfurter Poetikvorlesungen von 2009 sagten Sie, dass Sie sich nach Ihrem Roman »Kerbels Flucht« 1980 von Ihrem »parteipolitischen Engagement« verabschiedet haben und seither »unter eigener Flagge segel(n)«. In welche Richtung flattert Ihre Flagge?
Timm: Nach Backbord, also nach links. Ich war zunächst im SDS und habe dort und später bei der DKP beeindruckende Menschen kennengelernt, die, weil sie Kommunisten waren, im KZ gewesen waren. Ich war eher deutschnational aufgewachsen und da waren solche Leute erst einmal eine Entdeckung. Ich bin dann in die DKP eingetreten, ohne irgendwelche Funktionen zu übernehmen - das ist nicht meine Art. Aber ich habe mitgearbeitet, also auch richtig in einer Betriebsgruppe. Eine sehr kreative, spannende Zeit.

Was war das Problem?
Der Dogmatismus und die Kritiklosigkeit im Verhältnis zur DDR. Das war nicht so stark, solange Kurt Bachmann Vorsitzender war, der während des Faschi...


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