Farage schon in Feierlaune

EU-Gegner bei Wahlen in Großbritannien erfolgreich

  • Meike Stolp, London
  • Lesedauer: 3 Min.

»Schadenfreude« ist das englische Wort für - Schadenfreude. Und genau das dürfte die Pressesprecherin der UKIP, der britischen Unabhängigkeitspartei, nun gespürt haben. Sie schrieb auf Twitter: »Liebe andere Parteien & deren Medien-Freunde und ganz besonders an die boshaften linken Organisationen ... es hat nicht geklappt! Viele Grüße aus dem Pressebüro von UKIP«. Alexandra Philipps sprach vielen UKIP-Anhängern am Freitag aus dem Herzen: Wir haben es geschafft, uns in der eng limitierten Parteienlandschaft Großbritanniens zu etablieren.

Die EU-feindliche UKIP und Labour gingen als Gewinner aus der Kommunalwahl hervor, die in Großbritannien am Donnerstag mit der Europawahl abgehalten wurde. Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt. Es zeichnet sich aber ab, dass man mit UKIP in Zukunft zu rechnen hat - eine Tatsache, die den etablierten Parteien gar nicht gefällt. UKIP hat mehr Wähler auf sich vereint, als Experten ihr zugetraut haben. Die Resultate nach der Auszählung etwa der Hälfte der Stimmen sehen sie bei 101 Sitzen in Kommunalparlamenten. Die EU-Gegner haben wohl vor allem den konservativen Tories Stimmen abgejagt, die 133 Sitze verloren.

Nigel Farage sieht sich jedenfalls als klaren Sieger: »Der UKIP-Fuchs ist im Hühnerstall von Westminster angekommen«, sagte der Vorsitzende der Unabhängigkeitspartei mit Blick auf die Unterhauswahlen 2015.

Die Briten haben mit dem Kommunalwahlergebnis ihre Regierung abgewatscht. Sowohl die Konservativen als auch die Liberaldemokraten mussten Stimmenverluste hinnehmen. Premier David Cameron gab sich dennoch kämpferisch: Eine UKIP-Tory-Allianz werde es nicht geben, seine Partei wolle alleine eine Mehrheit bei der kommenden Wahl erreichen. Danach sieht es allerdings gerade nicht aus. Umfragen sehen Labour und Tories fast gleichauf bei um die 33 Prozent. Und UKIP könnte tatsächlich mit rund 15 Prozent die Rolle eines Koalitionspartners übernehmen.

Um ihre Existenz fürchten müssen die Liberaldemokraten, die nach bisherigem Stand ein Minus von rund 150 Sitzen zu verkraften haben. Es hatte sich in den Umfragen vor der Wahl bereits abgezeichnet, dass die Pro-Europäer mit einem katastrophalen Ergebnis rechnen müssen. Ein Rücktritt komme für ihren Vorsitzenden, Vize-Premier Nick Clegg, aber nicht in Frage.

Auch nicht für Labour-Chef Ed Milliband. Die oppositionelle sozialdemokratische Labour-Partei hat zwar mehr Wählerstimmen auf sich vereinigen können als zuvor, doch Kritik an der Wahlkampfstrategie hagelte es trotzdem. Als »unprofessionell« bezeichnete etwa der nordenglische Abgeordnete Graham Stringer die Kampagne seiner Partei. Immerhin ein Plus von knapp 170 Sitzen und die Mehrheit in fünf Kommunalverwaltungen kann Labour nach Auszählung der Hälfte der Stimmen für sich verzeichnen. Milliband gab sich zuversichtlich, UKIP im kommenden Jahr Wählerstimmen abjagen zu können.

Bei der Kommunalwahl werden 4232 Sitze in England und Nordirland vergeben. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 36 Prozent. Das Ergebnis der Europawahl wird erst am Sonntag bekannt gegeben.

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