Die spinnen, die Uderzos

Bei der Familienfehde geht es um das Vermögen des Asterix-Miterfinders

  • Christine Longin, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.
Asterix-Zeichner Albert Uderzo und seine Tochter liegen seit Jahren im Streit. Am Dienstag kam es zum Gerichtstermin, weil Albert Uderzo seiner Tochter »psychologische Gewalt« vorwarf.

Nein, Asterix hat keine Frau und keine Kinder. Der bärtige Gallier ist wie sein Freund Obelix überzeugter Single, der lieber Wildschweine jagt, als eine Familie zu gründen. Damit hat die beliebte Comic-Figur sich viele Probleme erspart, die ihr Mit-Erfinder, der französische Zeichner Albert Uderzo, im echten Leben hat.

Seit sieben Jahren streitet er mit seiner einzigen Tochter über die Zukunft von Asterix und damit auch über ein Millionenvermögen. Am Dienstag kam der Familienzwist vor Gericht. Denn Albert Uderzo und seine Frau Ada hatten im Dezember Anzeige erstattet gegen ihre einzige Tochter Sylvie und Schwiegersohn Bernard de Choisy. »Psychologische Gewalt« warf der Zeichner seinen Angehörigen vor, die ihm nur nach dem Asterix-Erbe trachteten. Ob dem so ist, will das Gericht von Nanterre bei Paris allerdings erst im Januar entscheiden - der Prozess wurde Dienstag gleich nach dem Auftakt vertagt.

Der erbitterte Familienstreit geht auf 2007 zurück. Damals entschied Uderzo, der nach dem frühen Tod des Texters René Goscinny das Erbe des Galliers alleine weiterführte, Asterix in die Hände des Verlags Hachette Livre zu legen. Das renommierte Verlagshaus darf damit nach dem Tod Uderzos die Abenteuer des kleinen gallischen Dorfes weiterschreiben - sehr zum Leidwesen von Sylvie Uderzo, die die Zukunft von Asterix gerne selber in die Hand genommen hätte. Doch Sylvie entzog der Zeichner im Verlag René Albert die Geschäftsführung. Der hatte dahin die Asterix-Bände herausgebracht. »Das ist schrecklich für einen Vater, seine eigene Tochter zu entlassen. Meine Frau und ich waren am Boden«, erinnerte sich Uderzo in der Zeitschrift »Express« an die Entscheidung.

Mit seiner Tochter feuerte Uderzo auch Schwiegersohn Bernard de Choisy. Beiden warf er vor, das Unternehmen Asterix, zu dem neben den Büchern auch die Filme und der Freizeitpark gehören, unter ihre Kontrolle bringen zu wollen. »Mein Schwiegersohn hat einen sehr starken Einfluss auf meine Tochter. Meine Frau und ich nennen ihn den ›Guru‹«, sagte Uderzo. De Choisy wollte solche Schmähungen nicht so brachte ein Buch mit seiner Version des Familienstreits heraus. Auch Sylvie Uderzo, die jahrelang mit ihrem Vater zusammenarbeitete, kämpfte um ihren Ruf: »Mein Kampf ist der einer Tochter, die das Werk ihres Vaters erhalten will,« schrieb sie in ihrem Blog. Damit meinte die 57-Jährige Menschen, die ihren Vater nach ihrer Ansicht für eigene Zwecke ausnutzen. Ihre Anzeige gegen Unbekannt wegen »Missbrauchs von Schwäche« brachte aber nicht das gewünschte Ergebnis: »Experten haben mich 17 Stunden lang befragt. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass sie gerne ein solches Gedächtnis hätten, wenn sie so alt sind wie ich«, sagte Uderzo nach der Untersuchung seines Geisteszustands. Sylvie legte Berufung gegen das Gutachten ein, das ihrem Vater eine »erstaunliche Energie« bescheinigt. Die Entscheidung soll am Freitag fallen. Doch ein glückliches Ende mit Wildschweinbraten wie bei Asterix wird es bei der Familie Uderzo wohl nicht geben.

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