Vor dem Prozess in Ägypten

  • Lesedauer: 2 Min.
Vor einem ägyptischen Gericht wird an diesem Samstag dem Chemnitzer Experimentalarchäologen Dominique Görlitz und zwei weiteren Deutschen der Prozess gemacht. Görlitz und seine Mitstreiter sollen 2013 der Cheops-Pyramide unerlaubt eine geringe Menge Gesteinsproben entnommen und nach Deutschland gebracht haben. Mit ihm sprach Ralf Hübner.

nd: Was sagen Sie zu den Vorwürfen?
Görlitz: Da ist aus meiner Sicht nichts dran. Wir sind keine Kriminellen. Ich gehe davon aus, dass die nötigen Genehmigungen vorlagen. Wir sind ja auch immer vom verantwortlichen Tour Operator und Inspektoren begleitet worden. Als die Vorwürfe dann aufkamen, haben wir uns sofort in aller Form entschuldigt und unsere Mitarbeit bei der Aufklärung angeboten. Ich fürchte nur, dass in dem Fall gar nichts aufgeklärt werden soll.

Sondern?
Vermutlich soll ein Exempel statuiert werden. Uns wird ja vor allem vorgeworfen, wir hätten in einer Kammer der Pyramide die Cheops-Kartusche beschädigt, die belegt, das Pharao Cheops der Bauherr war.

Und? Haben Sie?
Nicht die Spur, und ich denke, wir haben das auch kategorisch bewiesen. Es gibt die Fotografien eines amerikanischen Wissenschaftlers aus dem Jahr 2006, die deutlich zeigen, dass die Kartusche damals schon diese Schäden aufwies - sechs Kerben von einem Meißel. Nur wurden diese erst im Dezember 2013 offiziell zur Kenntnis genommen. So wie ich es sehen, soll uns die Beschädigung jetzt angehängt werden. Bedauerlich ist nur, dass wegen der Anschuldigungen des einstigen Generalsekretärs der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi A. Hawass, nun sechs Menschen im Gefängnis sitzen.

Wer sollte so etwas tun und warum?
Ich vermute Intrigen und Gründe im politischen Raum. Es ist ja durch Hawass verbreitet worden, reiche Juden hätten uns finanziert. Wir sollten angeblich beweisen, dass die großen Pyramiden nicht von Ägyptern, sondern einst von den Israeliten erbaut wurden. Völlig absurdes Zeug. Wir sind nicht bestochen worden und haben niemanden bestochen, noch wollten wir das Bauwerk irgendwie umdatieren oder beschädigen. Den ägyptischen Behörden mache ich den Vorwurf, die Vorgänge nicht konsequent aufzuklären.

Was wollten Sie überhaupt in der Cheops-Pyramide?
Die Pyramide ist ein rätselhaftes Bauwerk. Aus meiner Sicht ist noch immer nicht schlüssig geklärt, wie Menschen der Bronzezeit vor etwa 4600 Jahren - damals gab es weder Schubkarre noch Flaschenzüge - ein solch gewaltiges Bauwerk errichten konnten. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal