Bei manchen ist Lebensstil befestet

Eine literarische Reportage aus dem »Institut für Weiterbildungsmaßnahmen«. Von Isabella Burkia

  • Isabella Burkia
  • Lesedauer: 13 Min.
Isabella Burkia wohnt in Berlin, hat an der Universität der Künste Szenisches Schreiben studiert und bezieht - je nach Lebensumständen - ganz, teilweise oder kein ALG II. Das Jobcenter verordnete ihr eine achtwöchige »Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung«. Diese beinhaltete - die ersten drei Tage ausgenommen - eine ganztägig beaufsichtigte Stellensuche via Internet und das Versenden von Bewerbungsunterlagen auf unterschiedlichen Wegen.

Da stand man also vor HEG, dem Institut für Weiterbildungsmaßnahmen, ja, nennen wir es mal so: ein Institut. Zehnstöckiger Neubau, mitten in einer kleinen Containerstadt gelegen, die wiederum im Süden Berlins liegt. Rechts hinter der Eingangstür befindet sich die Informationsschaltzentrale, ein unbemanntes Raumschiff. Informationen, wo immer sie sich befinden, sind hier nicht zu erhalten. Aber eine Uhr hängt da an der Wand. Eine Uhr. Tick tack. Zeit vergeht.

Es ist genau 7.20 Uhr. Hier, hinter der Tür mit der Ziffer 34 sitzen sie bereits, pünktlich. Müde Menschen. 80 Prozent Männer, 20 Prozent Frauen. Vor jedem Teilnehmer liegt ein Teilnehmervertrag. Vorn steht Herr P., sächsisch-anhaltinischer Dialekt. Gutmütiges Gesicht. Der will augenscheinlich niemandem etwas Böses. Und wie er da so steht und mit angenehm weicher Stimme »Sooo meine Damen und Herrn …« sagt, kann man sich beinahe heimisch fühlen.

Und nun zum Vertrag und den Regeln, den Regeln des Hauses. Die gelte es einzuhalten.

Der Vertrag wird durchgegangen. Einer der Teilnehmer unterbricht und schwenkt einen dicken Aktenordner. Datenschutz! Det geht doch keen wat an irgendwie, find ick. Herr P. zieht eine Augenbraue hoch und hebt beschwichtigend beide Hände. Atmet einmal tief ein und aus. Keine Sorge, keine Sorge. Das wird alles vertraulich behandelt. Der Teilnehmer gibt sich zufrieden. Herr P. stellt seine Kollegin vor. Frau Ling Wang, die sich nun um Sie kümmern wird. Frau Ling Wang hat gerade den Raum 34 betreten. Sie ist Anfang 30. Kommt - wie später zu erfahren sein wird - aus Nordchina. Seit 2001 ist sie in Deutschland. Studium der Sozialpädagogik, später Sprachschule. Danach Arbeit als Übersetzerin. Nun ist sie hier bei HEG. Und Hund schmeckt wie Rind. Herr P. verlässt - das Beste jedem Einzelnen wünschend - Raum 34. Frau Wang verteilt Blätter im Format A4. Alle sind angehalten, einen Bogen Papier längs in der Mitte zu falten, auf diesem den Namen deutlich zu hinterlassen. Melanie malt noch eine Blume dazu. So kann Frau Wang sehen, mit wem sie es zu tun hat. Andreas hat keinen Stift. Er borgt sich einen bei Vera. Vera gibt den Stift bereitwillig.

Jetzt sollen sich alle der Reihe nach vorstellen.

Uwe fängt an. Ich darf heute keine 20 Kilo mehr heben. Früher war ich Kraftfahrer im Transportwesen. Dann der Arbeitsunfall, zwei Jahre krankgeschrieben. Nach etlichen Umschulungen ist er nun gezwungen worden, diese Maßnahme hier zu machen.

Frau Wang nickt freundlich.

Petra, Krankenschwester, aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden. Genauer gesagt, sie ist Epileptikerin. Das haben die im Krankenhaus irgendwann gemerkt, als ich einen Anfall hatte. Nun ist sie auf der Suche nach einem ruhigeren Bürojob.

Ernst hat, wie er betont - »Im Osten, da war die Schornsteinfegerei noch privat!« - Schornsteinfeger gelernt, diesen Beruf aber nicht weiter ausgeübt, weil: Es war zu dreckig. Im Winter nach der Arbeit eine Stunde den schwarzen Ruß vom Körper abschrubben. Deshalb später Lagerist. Das bis zur Wende, dann kam die Bandscheibe und dann war Schluss. Weiter ging‘s in der Bananenreifanlage mit Gabelstaplerschein. Die Bananenreifanlage. Das ist so ein Raum mit Gas gefüllt, wo die Bananen nachreifen. Bisher mehrere Weiterbildungsmaßnahmen.

Pjotr, Beruf Schweißer. Frau Wang: Schweißer werden doch eigentlich gesucht? Pjotr: Ja. Frau Wang: Schweißen sie so … Rohrleitungen? Pjotr: Ja. Rohrleitungen.

Gerd ist offen für alles. Er meint damit Arbeitsangebote.

Dieter, Schlosser, wegen Stellenabbau mittlerweile Kranfahrer, sagt: Man wird nicht mehr gebraucht.

Frau Wang in schlechtem Deutsch: In China es gibt keine Jobcenter. Arbeit suchen. Andere Arbeit. Also das passt mir ganz gut zu. Das muss man auch vor Augen sehn. Dass er das auch machen könnte.

Karsten hat Informatik - obwohl nicht zu Ende - studiert. Hat später trotzdem in einer Agentur jobben können. Dank der Branche eben. Bin dort aber nach sechs Jahren rausgeflogen. Ich komm mit Menschen einfach nicht klar. Vera: Dann bist du ja genau richtig hier. Karsten möchte das im Moment nicht komisch finden.

Dafür ist Vera jetzt dran: Ich interessiere mich für Pflanzen. Pflanzenkultur sozusagen. Kunstdünger liegt mir nicht so. Wühlen und graben und an was ganz anderes denken. Über das Leben nachdenken. Das liegt mir. Frau Wang sucht nach passenden Fragen. Wie geht sie das? Vera: Das geht genau so, wie ich gesagt habe. Ich möchte keine große Verantwortung tragen und darüber nachdenken müssen, was ich gerade tue, und ich will keine Fehler machen. Das Gehörte lässt man sacken. Allgemeine Schweigeminute unbestimmter Färbung für Vera.

Anke hat die letzten 30 Jahre als Buchbinderin gearbeitet. Bis vor einem Jahr. Da wurde sie arbeitslos, weil die Druckerei dichtgemacht hat. Warum sie nun schon, nach erst einem Jahr Arbeitslosigkeit in dieser Maßnahme sitzen muss, weiß sie nicht.

Melanie: Ich bin 28. Ich habe nichts gelernt. Ich weiß gar nicht, warum ich hier bin. Ich wohne in Buch, habe drei Stunden Fahrzeit hin und zurück. Ich stehe um 4.30 Uhr auf. Ich muss mit dem Hund raus, dann meine drei Kinder fertig machen, dann mich. Ich kann aber erst um 23 Uhr schlafen, das eine Kind schläft erst um 22.30 Uhr ein. Ich weiß nicht, was ich hier soll. Aufgrund meiner Kinder werde ich nirgendwo eingestellt, das wird mir auch immer so gesagt. Mein Exfreund versucht mir gerade unser gemeinsames Kind wegzunehmen. Das Jüngste. Er behauptet, ich schaffe das nicht mehr ... Das Jobcenter hat mir gesagt, ich kann hier ein Praktikum machen?

Frau Wang schüttelt den Kopf. Praktikum? Nein. Praktikum nein.

Susanne sagt, sie werde jetzt mal im Telegrammstil reden. Ich war immer Kellnerin. Dann als der Westen kam, als Schreibdienst beim Justizamt tätig. Da habe ich ganz lange keine Ahnung drin gehabt. Aber dann hat es doch Spaß gemacht.

Kathrin hat den kleinen Heilpraktiker in Psychologie und will hier lediglich ein Konzept schreiben, da ihr Leben an sich konzeptfrei, sie zuhause nicht strukturiert genug ist.

Klaus nennt sich Kulturarbeiter. War Entertainer und Discjockey im Osten und das an der Ostsee: Das war die schönste Zeit. Klaus‘ Augen schweifen in weher Erinnerung ab, auch Frau Wang schickt einen langen Sehnsuchtsblick durch alle hindurch zur Fensterfront hin. Man braucht immer eine kleine Vision, sagt Klaus noch.

Da geht mit Wucht die Tür auf. Ein später Teilnehmer und ein ganz aufgebrachter. Entschuldigung. Ich bin völlig durch den Wind, mit dem rechten - äh - aaach - linken Bein aufgestanden. Da! - Hose dreckig - noch mal nach Hause und - ach!

Er winkt heftig ab. Gisbert, so heißt er, stolpert in die erste Bankreihe. Er will sich erst mal beruhigen und sich nicht weiter zu sich selbst äußern.

Werner, eigentlich Maler und Lackierer, hat eine Umschulung zum Altenpfleger gemacht, ganze 1½ Jahre als Ein-Euro-Jobber in einem Altenpflegeheim gearbeitet. Nach‘m halben Jahr sagten die: Machen se mal noch ‘n halbes Jahr. Dann übernehmen wir Sie. Dreimal ging das so. Da hab ich Tschüss und Danke gesagt.

Peter, geschieden, zwei Kinder. Es gab eine berufliche Rückentwicklung. Und einen Autounfall. Und eine Scheidung.

Andreas sieht kernig aus, als könnte er so einiges stemmen. Ich habe Abitur gemacht. Frau Wang: Wie alt sind Sie? 26, sagt Andreas.

Christoph ist 59. Gelernter Schriftsetzer, später Kunstakademie, hat eine Galerie an der Hand, die ihn vertritt. Vor Jahren waren es noch mehrere Galerien. Ich habe Ausstellungen. Hin und wieder verkaufe ich etwas, kann also teilweise davon leben. Aber Mittelbau und Unterbau sind weggebrochen.

Tom, Gastronom. Junger Vater. Hat zwei Bars gemacht. Nur - die Arbeitszeiten! Hab mich mit dem Chef überworfen. Bin dann in die Finanzberatung gegangen. Für eine gewisse Zeit.

Frau Wang sagt: Wünsche. Am Ende ein Fragezeichen.

Klaus antwortet als Einziger: Wat heißt Wünsche. Wünsche ham wa alle. Wünsche hat man imma. Es ist still in Raum 34, bis Frau Wang, unerwartet für alle, Frühstückspause ruft und in die Hände klatscht.

30 Cent rasseln durch den Kaffeeautomaten, fallen in den Münzauswurf, prallen dort ab und springen Vera vor die Füße. Anke - in der Warteschlange die Zweite - sagt: Ich will hier weg. Keine Zeit absitzen wie die da. Die - das sind Gisbert und Ernst - die auch in der Schlange warten, die gerade beschlossen haben, dass sie das hier auf einer Arschbacke absitzen. Die vier Wochen, das kennt man doch schon ...

Der Automatenkaffee schmeckt nach Tomatensuppe. Anke empfängt eine Tafel Schokolade.

Um 10 Uhr sind wieder alle in Raum 34 versammelt. Frau Wang stellt Frau Müller vor.

Frau Müller, etwa Mitte 50, blickt sanft in die Runde: Geht’s Ihnen gut? Schlechtes Wetter heute. Aber es hat aufgehört zu regnen. Also. Einmal in der Woche haben Sie alle einen Termin bei mir. Dann reden wir mal persönlich über ihre Lage.

Frau Müller geht. Alle haben verstanden.

Am nächsten Tag scheint durch die verglaste Fensterfront des Raums 34 die Sonne. Den Teilnehmern der Maßnahmenkombination in den Rücken. Frau Wang steht sie als scharfes Dreieck im Gesicht. Es fallen an: die Suche nach den eigenen Fähigkeiten und dem, was sich einer Arbeitsaufnahme in den Weg stellt. Hierzu werden Fragebögen ausgeteilt. Unter der Überschrift Wer bin ich sind diverse Eigenschaften anzukreuzen. Nun ist Ehrlichkeit der gesamten Gruppe gefragt. Frau Wang nennt das: ehrlich zu selbst.

Verfügt man ehrlicherweise nicht über die Eigenschaft der Ehrlichkeit, wird der Fragebogen dementsprechend nicht wahrheitsgemäß also nicht ehrlich ausfallen. Wahrscheinlich. Wahrscheinlich ist das so. Einige Teilnehmer misstrauen dem Fragebogen. Für wen ist das nachher? Frau Wang antwortet: Ist für Sie, nur so.

Frau Wang nickt aufmunternd. Der Angesprochene, Gisbert, liest laut die Liste der Eigenschaften. Er liest und liest und wird beim Lesen schneller und schneller:

sympathisch vertrauenswürdig verschlossen belastbar ausdauernd zufrieden aggressiv konformistisch lernbereit lernfähig vertrauensvoll leistungsorientiert sorgfältig aufgeschlossen dominant gerecht verlässlich wankelmütig zielstrebig geduldig gehemmt vital zweifelnd kompetent flexibel aktiv wagemutig gefühlsbetont anspruchsvoll passiv liebenswert gefühlsorientiert impulsiv durchsetzungsfähig furchtsam sachorientiert fordernd höflich autoritär pflichtbewusst verantwortungsbewusst zuverlässig freundlich glücklich nervös rechthaberisch ordnungsliebend ehrlich loyal schwermütig begeisterungsfähig intrigant ordentlich wählerisch hartnäckig entscheidungsfreudig spontan praktisch beherrscht risikobereit selbstsicher sensibel selbstständig offen willensstark zurückgezogen misstrauisch leidenschaftlich unkompliziert fortschrittlich überzeugungsstark zwänglich verständnisvoll kontaktfähig schlagfertig gründlich ausgeglichen kreativ erfinderisch selbstbewusst introvertiert extrovertiert anpassungsfähig humorvoll konservativ präzise besorgt nachdenklich glücklich kooperativ unerschütterlich problembewusst beliebt vernünftig teamfähig ausgeglichen kommunikationsfähig integrationsfähig herzlich ruhig kompromissbereit tolerant zuhörbereit selbstkritisch kränkbar hilfsbereit einfühlsam gelassen unparteiisch unberechenbar selbstironisch gütig

Frau Wang nickt befriedigt.

Das Ich steht nun im Mittelpunkt. Zutreffend: mehr / weniger / gar nicht.

Andreas hat keinen Stift. Er fragt Anke. Anke zögert.

Essen geht man am Mittag ein paar Straßen weiter. Auf dem Weg dahin sagt Christoph: Es existiert hier ein Level der Scheinheiligkeit. Da muss ich mich erst reinfinden. Ich hab aber das Gefühl, dass man hier eventuell lernt, wie man mit dem Jobcenter umgehen sollte.

Andreas wird von Kathrin darauf hingewiesen, dass er ein Loch hinten in der Hose hat, … da, wo der Arsch …sitzt. Andreas sagt: Zeig mal, wo genau.

Schnell ist Muttis Resterampe eingenommen. Selbstverständlich heißt Muttis Resterampe nicht Muttis Resterampe, sondern Muttis Futterbude. Diese Mutter hat nicht mit Liebe gekocht. Doch sie verlangt nicht viel dafür. Man isst Toast Hawai, Chili con Carne oder Pommes rot-weiß.

Zur selben Zeit sitzt Frau Müller in ihrem Büro, das sich in einem niedrigen Containerbau auf dem Hof des Geländes befindet. Alles wirkt improvisiert, verranzt. Auf dem Papierkorb stapeln sich Akten. Der Schreibtisch gegenüber ist von einer Sozialpädagogin besetzt. Die ist gerade nicht vor Ort. Aber eine große Flasche Gewürzketchup steht da. Frau Müller ist Arbeitsvermittlerin. Mit einem Gesicht ausgestattet, was auf Unruhe und Verständnis gleichermaßen schließen lässt. Sie war schon in vielen Betrieben in den alten Bundesländern und hat dort abgewickelt, Abfindungen verhandelt. Sie wirkt, als arbeite sie so genau wie möglich, und sie sagt: Ich freue mich auf meine Rente. Rutscht der kurze Ärmel ihres T-Shirts hoch, ist am Oberarm überraschend eine Tätowierung ornamentaler Art zu sehen. Zuhause wartet ihr Mann. Der hat Parkinson. Und Frau Müller stellt diesbezüglich eine gewisse Ungeduld bei sich selbst fest. Eben die, die sich an ihrem Gesicht ablesen lässt. Weil sie schnell alles für ihn macht, weil er so lange für alles braucht. Aber 28 Jahre. Die wischt man nicht einfach vom Tisch.

Zur selben Zeit. Draußen dreht ein kleiner roter Gabelstapler enge Schleifen um Verkehrskegel. Er hört auf den Namen Still R 60-20. Drumherum stehen Umschüler, zumeist junge Erwachsene, die den Gabelstaplerschein machen wollen, und ihr Fahrlehrer.

Energieloch am Nachmittag. Die Sonne ist weitergewandert. Frau Wang spricht kein astreines Deutsch. Verfügt über keine raumgreifende Stimme. Das Leise wirkt privat und bleibt irgendwo in der Luft des Raumes 34 hängen. Ernst und Gisbert haben heute schon an die zehnmal die Fenster auf und zu gemacht.

Es steht an: die Bewerbung. Das Foto. Ein positives, vielversprechendes Foto muss in die Bewerbungsmappe. Haben alle eins? Karsten sagt sehr bestimmt: Foto raus! Dann hätten och ma die hässlichen Leute ne Chance. Karsten ist nicht hässlich. Frau Wang möchte etwas sagen. Karsten ist schneller: Ein Beispiel. In meiner Schule war ‘n Typ, der sah total bekloppt aus, war aber ein genialer Computerfreak, Hacker, ein Mathe-Ass … aber wenn der nu’ mit’m Foto ankäme. Also warum machen da alle mit? Karsten schwingt sich auf. Wer wählt denn CDU CSU FDP? Frau Wang guckt irritiert. Alle anderen auch. Würde ich nicht sehen so, sagt Frau Wang schwach in den Raum hinein. Nach einer Weile sagt sie: Habe ich was für Sie. Fragebögen. Die sollen ausgefüllt, dann Gruppen gebildet werden. Es werden vier Gruppen erstellt, Gruppenführer bestimmt. Die sollen anschließend das Ganze zusammenfassend präsentieren.

Der Fragebogen beinhaltet:

Bedürfnisse hinsichtlich einer Veränderung Ihrer allgemeinen Lebensumstände.

Lebenszufriedenheit und Erfolgschancen. Mögliche Antworten: Ich bin ganz und gar zufrieden / Ich bin ganz und gar unzufrieden. Und einiges dazwischen auf der Skala von 1 bis 10. Erfolgswahrscheinlichkeit des begonnenen Trainings: Ganz und gar unwahrscheinlich / Praktisch sicher.

Am dritten Tag ist es mit der Theorie vorbei. Für die nächsten sieben Wochen und zwei Tage geht es an die Computer. 95 Prozent der Teilnehmer hatten bereits vor Antritt der MASSNAHMEKOMBINATION ZUR AKTIVIERUNG UND VERMITTLUNG MIT INTENSIVER BETREUUNG UND ANWESENHEITSPFLICHT sämtliche Bewerbungsunterlagen beisammen. Nun geht es darum, Hilfestellung anzunehmen. Das heißt: Alle Teilnehmer können sich unter Aufsicht von Frau Wang und Herrn F. - einer weiteren hinzugezogenen Betreuungsperson - in der Zeit von 8 bis 16 Uhr - einschließlich der geregelten Pausenzeiten - schriftlich, telefonisch sowie per E-Mail bei potenziellen Arbeitgebern bewerben.

Melanie hat praktisch ihre neue Arbeit schon in der Tasche. Die Teilzeitstelle als Zimmermädchen hat sie gemeinsam mit Frau Wang in einer Zeitung entdeckt. Nach einem Anruf hat sie prompt den Vorstellungstermin bekommen.

Vera, die neben ihr sitzt, fragt Melanie: Hast du mal netto durchgerechnet, was da pro Stunde raus kommt?

Melanie rechnet und Frau Wang rechnet mit. Fünf Euro pro Stunde. Melanie starrt eine lange Weile vor sich auf den Tisch. Frau Wang sagt: Wenig.

Es ist wieder Nachmittag. Die Teilnehmer sitzen zu viert an den Tischen. Je zwei sitzen sich gegenüber an den Computern.

Peter gibt als Suchworte Spaß, Spiel und Kinder ein. Der Computer verweigert ihm daraufhin den Zutritt zu entsprechenden Arbeitsangeboten. Herr F.!, ruft Peter. Herr F. kommt und erklärt, dass, wenn man Wörter wie Spaß und Spiel eingibt, automatisch das gesamte System auf unerwünscht umstellt. Aber - so Herr F. - das können wir hier im Haus ganz zeitnah klären. Peter: Jetzt? Nein, antwortet Herr F. Heute ist Mittwoch. Der Administrator ist heute nicht vor Ort. Der Administrator ist Montag und Freitag zu erreichen. Heute ist Mittwoch.

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