Schnörkellose Möbel für die Massen

Schau für Rudolf Horn

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Leipziger Grassi Museum für Angewandte Kunst widmet dem DDR-Möbelgestalter Rudolf Horn anlässlich seines 85. Geburtstages eine Sonderpräsentation. Die Dauerausstellung wird bis Ende Dezember um zwei Clubsessel sowie eine digitale Schau mit Horns Entwürfen erweitert. Horn ist besonders für seine modulare Montageserie MDW bekannt. Zudem entwarf er zahlreiche weitere Einrichtungsgegenstände für Wohn- und Arbeitszimmer.

»Er ist für Ostdeutschland der wichtigste Repräsentant für das Systemdesign«, sagte Sabine Epple, Kuratorin für Moderne im Grassi Museum. Der in Leipzig lebende Horn wurde am 24. Juni 85 Jahre alt.

Der Berliner Fachjournalist und Experte für DDR-Design, Günter Höhne, bescheinigt Horns Entwürfen, revolutionär gewesen zu sein. »Über 25 Jahre dieses Programm zu pflegen und immer wieder neue Teile zu entwickeln, das ist schon eine einmalige Erfolgsgeschichte.«

Die MDW-Schrankwände seien begehrt gewesen, sagt Höhne. Wie auf viele andere Schrankwände und Waren musste man auf sie in der DDR lange warten. Allerdings könne man nicht sagen, dass MDW nun wirklich in jeder DDR-Wohnung gestanden habe, weiß Höhne. »Lieschen Müller fand die glatten Flächen eher langweilig. Auch bei der Partei- und Staatsführung waren sie erst als funktionalistisch verschrien.« Überzeugt hätten schließlich die gestalterischen Möglichkeiten der MDW-Serie. »Der Nutzer konnte damit viel freier und kreativer umgehen als mit Ikea heute«, sagt Höhne.

Horn blickt heute mit Stolz auf sein Schaffen zurück. Nach einer Tischler-Ausbildung absolvierte er ein Studium der Innenarchitektur in den 50er Jahren. Von Anfang an habe er sich die Frage gestellt: »Für wen machst Du das?« Nicht für eine spießige Oberschicht, die am Sonntag eine Teestube brauchte, habe er Möbel entworfen, sondern für die soziale Mitte. Über das aktuelle Möbelangebot sagt Horn, einfache und zugleich schöne Möbel seien heute eine sehr teure Angelegenheit. dpa/nd

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