Mehr Uran-Transporte befürchtet

AKW-Gegner warnen vor einem »Endlager durch die Hintertür« in Gronau

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Stopp der Urananreicherung im nordrhein-westfälischen Gronau wird seit Langem von Atomkraftgegnern gefordert. Doch die Anlage wird noch erweitert.

Atomkraftgegner warnen vor einer Häufung von Uranmülltransporten in der münsterländischen Stadt Gronau. Die Inbetriebnahme einer fast fertigen Lagerhalle auf dem Gelände der dortigen Urananreicherungsanlage (UAA) dürfe nicht und insbesondere nicht unbefristet genehmigt werden, forderte am Dienstag ein Bündnis aus über 50 Initiativen, Verbänden und Parteigliederungen, darunter die NRW-Landesverbände von Piraten- und Linkspartei sowie Ortsgruppen der Grünen. Die rot-grüne Landesregierung wolle offenbar eine unbefristete Genehmigung für die Lagerung von 60 000 Tonnen Uranoxid im Umfeld von Deutschlands einziger UAA erteilen. So könnte ein oberirdisches »Endlager durch die Hintertür« entstehen. Für den »Tag X«, an dem der Beschluss fällt, kündete das Bündnis Proteste an.

Der für Atomaufsicht zuständige Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) widerspricht: In Gronau werde ein Zwischenlager, jedoch kein Endlager entstehen. Ein Ministeriumssprecher bestätigte gegenüber »nd«, dass die Anlage unbefristet genehmigt werde. Dies sei laut Atomgesetz nicht anders möglich.

Als Problem machen die Atomgegner den Weiterbetrieb der UAA aus: Auf dem Gelände türmten sich wachsende Uranmüllberge auf, weil »die Bundesregierung den Uranbrennstoff made in Germany weiter in alle Welt liefern will«, so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Die Landesregierung müsse die unverantwortliche Urananreicherung in Gronau sofort beenden.

Im Atomausstiegskonzept der Bundesregierung wird die UAA, zu deren Eigentümern die Energiekonzerne RWE und E.on zählen, schlicht verschwiegen. Und im rot-grünen Koalitionsvertrag heißt es unverbindlich, die Landesregierung wolle die Uranreicherung in Gronau »rechtssicher beenden«. Die Anlage läuft dennoch weiter. Und produziert Jahr für Jahr bis zu 7000 Tonnen Uranmüll.

2005 hatte die Landesregierung die Erweiterung der Produktionskapazität auf 4500 Tonnen Uran pro Jahr und den Bau der Lagerhalle genehmigt. Die UAA reichert Natururan aus Europa und Nordamerika an und beliefert jedes zehnte Atomkraftwerk weltweit. Der Abfallstoff Uranhexaflorid wird in Südfrankreich und bald in Großbritannien zu Uranoxid »dekonversiert« und daraufhin zurück nach Gronau verbracht. Durch die neue Halle, die durch simplen Maschendrahtzaun gesichert ist, würde dafür noch mehr Platz geschaffen. »Dieser atomare Pendelverkehr ist schon jetzt der reine Wahnsinn«, so der Gronauer Ratsherr der Grün-Alternativen Liste, Udo Buchholz. Jährlich führen Hunderte Uran-Transporte meist unerkannt über deutsche Straßen, Schienen und Wasserwege. Ihre Routen werden von der Bundesregierung geheim gehalten.

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