Erstligisten sind in Magdeburg willkommen

Nach dem Sieg im DFB-Pokal gegen Augsburg wünscht sich der FCM in Runde zwei einen weiteren Geldbringer

  • Sabrina Gorges, Magdeburg
  • Lesedauer: 3 Min.
»Wer Pokal sagt, meint den 1. FC Magdeburg« schreibt der Klub auf seiner Homepage. Der Viertligist steht in der zweiten Runde. Gegen den Bundesligisten aus Augsburg reicht ein Tor für die Sensation.

Jens Härtel weiß genau, wie sich das anfühlt: Außenseiterrolle, Fan-Euphorie und die eigenen Gesetze des DFB-Pokals. Vor zwei Jahren sorgte er als Trainer des Berliner AK 07 für viel Wirbel, als er die TSG 1899 Hoffenheim mit 4:0 in der ersten Pokalrunde nach Hause schickte. Am Sonntagabend dürfte der 45-Jährige ein Déjà-vu gehabt haben. Härtel, wieder im Dienst eines Regionalligisten, treibt seine Elf dazu, einem Bundesligaklub die Stirn zu bieten - und ihn aus dem Pokal zu kicken. Vier Tore wurden es diesmal nicht, ein 1:0 genügte dem 1. FC Magdeburg für die Sensation gegen den FC Augsburg.

Härtels Schlüssel zum Erfolg war eine Defensivtaktik, die aufging. Mit dem Herz am rechten Fleck standen die Blau-Weißen tief in der eigenen Hälfte gegen ideen- und mutlose Augsburger. Aber sie kamen auch immer wieder in den gegnerischen Strafraum, wirkten munter und über weite Strecken extrem spielwitzig. »Wir haben nicht viel zugelassen und immer wieder Nadelstiche gesetzt«, sagte Härtel nach dem Spiel vor 17 854 Zuschauern in der Magdeburger Arena. Stürmer Christian Beck belohnte seine Mannschaft in der 57. Minute und überwand Augsburgs Torwart Marwin Hitz. Nach dem Abpfiff glich das Stadion einem Hexenkessel.

»Wir hatten Leidenschaft und wir hatten die Fans. Wir haben uns da hineingesteigert«, bilanzierte Härtel, während im blau-weißen Fanblock Ausnahmezustand herrscht. »Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin« tönt es aus tausenden Kehlen bis in die Stadionkatakomben. Härtel muss sich sammeln, das alles sei »eine Überraschung« für ihn. »Ich bin wahnsinnig glücklich.« Das Lob von Augsburgs Trainer Markus Weinzierl, Magdeburg sei »über sich sich hinausgewachsen«, hört Härtel gern, winkt aber verstohlen ab. »Naja, ich sag mal so: Viel Sprit wäre nicht mehr im Tank gewesen. Aber wir haben es ins Ziel geschafft.«

Ein Ziel, zu dessen Erreichen alle beigetragen haben. »Jeder hat für jeden gespielt. Je länger das Spiel dauerte, umso überzeugter waren wir, dass was geht«, strotzt ein breit grinsender Steffen Puttkammer nur so vor Selbstvertrauen. Sein Mittelfeldkollege Marcel Schlosser ergänzt: »Denen ist einfach nichts mehr eingefallen.« Gäbe es den Titel »Held des Abends« würde er wohl an FCM-Keeper Matthias Tischer gehen. Eigentlich sollte Neuzugang Jan Glinker im Tor stehen, beim »Anschwitzen« am Sonntag zog er sich jedoch eine Zerrung zu. Tischer parierte stark und hielt den 1. FC Magdeburg im Spiel.

Dessen Los landet also wieder im Topf. Wer kommen soll und wer lieber nicht, darüber macht man sich beim Viertligisten noch keine Gedanken. »Wir nehmen jedes Los an«, sagt Härtel. Aber, und so weit lehnt er sich aus dem Fenster, es darf ruhig wieder ein Bundesligist sein. »Sonst kosten die immer was, aber hier bringen sie Geld mit«, so der Trainer. Am kommenden Sonntag geht es für die Magdeburger am vierten Spieltag in der Regionalliga Nordost aber erst mal nach Plauen. Im Gepäck: viel Selbstvertrauen. dpa/nd

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