Mit aller Gewalt
Klaus Joachim Herrmann über das Eingreifen Russlands in der Ukraine
Vom Ausgang des Streits um die Begriffe »Einmarsch«, »Eindringen« oder »Invasion« in der Krise um die Ukraine hängt sehr viel ab. Moskau will sein Engagement unbedingt unterhalb der offiziellen Schwelle halten - wenn auch immer knapper. Kiewer und andere Scharfmacher wie NATO-Generalsekretär Fogh Rasmussen wollen diese aber um jeden Preis überschritten sehen.
Das liegt besonders in der Kiewer Logik einer Lösung mit aller Gewalt. Die Invasion wäre den ganz großen Gegenschlag wert. Warum drängt Premier Jazenjuk so auf eine Aufgabe der Blockfreiheit und die Aufnahme seines Landes in die NATO? Eben weil der USA-Präsident das Eingreifen der Supermacht und ihres atlantischen Bündnisses unter Hinweis auf diese fehlende Mitgliedschaft verweigert. Wäre die Ukraine drin, ließe sich aber die direkte Konfrontation der Atommächte kaum noch vermeiden.
Russland sucht sich mit - fast - aller Gewalt des westlichen Vormarsches in den nachsowjetischen Raum und militärischer Einkreisung zu erwehren. Die EU hat dafür naiv den Boden bereitet und will sich in Sanktionen retten, um ihr Gesicht zu wahren. Moskau und Washington sollten endlich direkt verhandeln. Wie lange noch wollen denn alle so tun, als wüssten sie nicht, worum es in der Ukraine wirklich geht?
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.