Tausende Menschen vor Boko Haram auf der Flucht

Terrormiliz in Nigeria erobert bedeutsame Stadt Bama

  • Lesedauer: 2 Min.
Ähnlich wie die Terrormiliz IS im Irak und Syrien breitet sich die Gruppe Boko Haram in Nigeria aus. Bei einer Offensive ist nun die Stadt Bama gefallen. Auch Nachbarstaat Kamerun ist mittlerweile von den Angriffen betroffen.

Maiduguri. Die islamistische Sekte Boko Haram hat Augenzeugen zufolge im Nordosten Nigerias die strategisch bedeutsame Stadt Bama erobert und die Armee in die Flucht geschlagen. Tausende Zivilisten und sämtliche Soldaten seien seit Montag vor den Islamisten geflohen und hätten die Stadt verlassen, berichteten Anwohner am Dienstag. Experten fürchten nun, dass die Extremisten auch auf die 70 Kilometer entfernte Stadt Maiduguri vorrücken und den gesamten Bundesstaat Borno sowie dessen Nachbarregionen unterjochen.

Zwar bestritt die Armee eine Niederlage in Bama und sprach vielmehr vom »Sieg« über die Aufständischen, denen »schwere Verluste« beigefügt worden seien. Augenzeugen versicherten jedoch übereinstimmend das Gegenteil. Einer von ihnen berichtete sogar, ein Kampfflugzeug habe versehentlich die eigenen Truppen in deren belagertem Militärstützpunkt bombardiert und die Streitkräfte damit entscheidend geschwächt.

»Nigeria verliert gerade die Kontrolle über den Bundesstaat Borno und dessen Hauptstadt Maiduguri«, hieß es in einem Statusbericht des Nigeria Security Network (NSN). »Wenn Borno fällt, könnten die Nachbarstaaten Yobe und Adamawa folgen.« NSN verglich die Entwicklung mit der erfolgreichen Blitzoffensive der Dschihadistengruppe Islamischer Staat in Syrien und im Irak. Auch die Grenzgebiete im östlich von Nigeria gelegenen Kamerun seien mittlerweile in Gefahr.

Für diese Sichtweise spricht eine Mitteilung der kamerunischen Armee: Sie tötete am Dienstag nach eigenen Angaben rund 40 schwer bewaffnete Boko-Haram-Kämpfer, als diese aus Nigeria kommend die Grenze bei Fotokol überqueren wollten. Die Kämpfe dauerten laut dem Verteidigungsministerium drei Stunden, ein Regierungssoldat sei dabei verletzt worden. Den kamerunischen Grenzort Fotokol und die von den Islamisten eingenommene nigerianische Ortschaft Gamboru Ngala trennt lediglich eine Brücke.

Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete die Miliz bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 10.000 Menschen. Im April machte Boko Haram Schlagzeilen mit der Entführung von 276 Mädchen aus einer Schule, von denen die meisten noch immer vermisst werden. Kürzlich rief die Sekte in der eroberten Stadt Gwoza ein »islamisches Kalifat« aus. AFP/nd

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