Tevje und die Ehrfurcht vor den Krösussen

  • Roberto J. De Lapuente
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Ein »beispielloses Comeback« und »sagenhaft« nannte »Spiegel Online« letzte Woche Familie Schaefflers neuen und somit alten Reichtum. Im Überschwang schwang ordentlich Respekt und Anerkennung mit. Solche Kotau vor dem Mammon kennt man sonst nur von »Exclusiv« und Konsorten.

Die Meldungen zur bevorstehenden Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes lasen sich in der Presse eher nüchtern. Man erhielt Zahlen, eine Erklärung, dass sie an Löhne und Preise gekoppelt sei und hin und wieder las man was von »Mehrkosten«, die das verursache. »Hartz IV wieder rauf!«, titelte die »Bildzeitung« gewohnt und legte nach: »Arbeit muss sich lohnen!« Für das Springer-Blatt kam da keine Freude auf. Aber der neue Reichtum der Familie Schaeffler, der bot einen freudigeren Ton. Denn »nie zuvor waren Deutsche reicher« und das will schon mit angemessenen Worten erzählt werden. Und weil es so schön ist, legte man noch nach und startete eine Schau der zehn reichsten Deutschen. Alles in gebotener Ehrfurcht vor der Lebensleistung der Milliardäre.

So doppelzüngig trieb es »Spiegel Online« dann doch nicht. Zwar war das Kolorit der Meldung zu Schaeffler schon deutlich von Hochachtung geprägt. Aber dass am anderen Ende der Gesellschaft,...


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