Ungeliebtes Mini-Me

Marlene Göring wundert sich, wo die Music Week geblieben ist

  • Marlene Göring
  • Lesedauer: 1 Min.

Pop ist Kultur, yeah! Macher von morgen, Hamma! Glamour in der Sehnsuchtsstadt - supergeil! Was da am Dienstag so possierlich vom Musicboard Berlin verkündet wurde, ist tatsächlich eine starke Nummer: Die lapidare Pressemitteilung ist die Todesanzeige für die Berlin Music Week.

Das Musicboard hat gerade Berlins hauseigene Musikwoche von der Landesgesellschaft Kulturprojekte übernommen. Sie hatte die jährliche Music Week in den letzten Jahren zu ansehnlicher Größe aufgeblasen. Die implodiert jetzt im neuen Festival »Pop=Kultur«: Statt in halb Friedrichshain-Kreuzberg findet der Nachfolger nur noch im Berghain statt, an drei statt fünf Tagen. In diesem Format muss das »Pop=Kultur« gefühlt mit 2000 anderen Musikfestivals im Jahr mithalten. Nicht das gleiche Team, nicht die gleiche Liga, nicht mal derselbe Planet wie die Music Week, die in diesem Jahr Rekordzahlen zu melden hatte.

Kein Wort bisher vom Berlin Festival. Immerhin hatte deren Veranstalter Melt Booking die Musiker für die Music Week ausgesucht. Dass das Berghain plötzlich bei einer Senatsveranstaltung mitmischt, ist merkwürdig genug. Wahrscheinlich geht man bei dem sonst sehr eigenbrötlerischen Club davon aus, dass das Mini-Festival sowieso dem Untergang geweiht ist. Man hätte es besser gleich sterben lassen sollen, als ein ungeliebtes Mini-Me in die Welt zu setzen.

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