Schäm’ dich, Deutschland!

Celestine Hassenfratz über den Brand auf der Cuvry-Brache

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Winter steht vor der Tür und die Bewohner der Cuvry-Brache auf der Straße. Dass der Brand auf der Brache dem Eigentümer gerade recht kam, da sich das Thema Räumung so quasi von selbst erledigt, mögen nur böse Zungen behaupten. Aber wundert es wirklich jemanden, dass es bei diesen Lebensumständen zu Konflikten unter den Bewohnern kommt?

Fakt ist, dass 40 bis 100 Menschen - wie viele hier tatsächlich gewohnt haben, weiß niemand - ihr Dach über dem Kopf verloren haben und nicht wissen, wo hin mit sich und ihren Habseligkeiten. Kinder standen am Freitagmorgen in Bademänteln und Decken auf der Straße im Regen. Eine Familie aus Bulgarien hat die Nacht im Vorgarten eines angrenzenden Hauses verbracht. Kinder ohne Zuhause, nur halb angezogen, im Regen, mitten in Deutschland.

Einige der Bewohner der Brache kamen aus Bulgarien, Serbien, Bosnien-Herzegowina - Länder, die am Freitag vom Bundesrat als sichere Herkunftsländer eingestuft wurden. Menschen aus solchen Ländern werden zukünftig kein Asyl mehr beantragen können.

Da kann der einzelne Mensch in diesen Ländern noch so sehr verfolgt, bedroht, gejagt werden - sicheres Herkunftsland, tschüss, danke. Kein Wunder, dass diese Menschen Angst haben, die Hilfsangebote des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, die am Freitag vor der Brache standen, anzunehmen. Diese Menschen haben Angst, hier nicht mehr bleiben zu dürfen, sobald sie ein Amt betreten. Ziehen ein Leben auf der Straße der Ungewissheit vor, was sie auf dem Amt erwarten würde. Schäm’ dich, Deutschland, für diese armselige Asylpolitik.

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