»Ein Kulturwandel ist eingeleitet«

Peter Förster, Student und in der Zivilklauselbewegung engagiert, über die Kampagne »Lernen für den Frieden«

  • Lesedauer: 2 Min.

Innerhalb eines Jahres sind 23 000 Unterschriften für die Kampagne »Lernen für den Frieden« gesammelt worden. Sind deutsche Bildungseinrichtungen wirklich so kriegslüstern?

Nein, es wird auch für den Frieden gelernt. Zum Beispiel da, wo sich Schüler und Lehrer gegen den Einfluss der Bundeswehr organisieren oder Studierende und Wissenschaftler überlegen, wie Bildung und Wissenschaft verantwortlich zu realisieren sind. Viele haben ein humanistisches Anliegen, nur werden sie darin behindert. Mit der Ökonomisierung von Bildung ist ein richtiges Hamsterrad, eine ständige Hetze und Veroberflächigung forciert worden. Kooperationsabkommen zwischen Schulministerien und Bundeswehr sind ebenso ein Problem wie Drittmittelprojekte, die dazu führen, dass Rüstungsindustrie oder Bundeswehr Forschungsinhalte bestimmen.

Wie genau nimmt das Militär Einfluss auf die Hochschulen?

In Köln hat die Uni pünktlich zum 75. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs eine Sommerschule »Krieg im 21. Jahrhundert« in Kooperation mit der Bundeswehr begonnen. Ein anderes Beispiel ist die Uni Bonn, hier ist gerade eine vom Verteidigungsministerium finanzierte »Henry-Kissiniger-Professur« eingerichtet worden. Kissinger war als US-Außenminister mitverantwortlich für die Bombardierung Vietnams und den Putsch in Chile. Mit solchen Projekten wird versucht, das Scheitern der Kriegseinsätze der Bundeswehr zu vertuschen, den Krieg als Normalität in den Köpfen zu verankern, und der mehrheitlich kriegsablehnenden Haltung der Bevölkerung entgegenzuwirken.

Wo sehen Sie Erfolge der Gegenkampagne?

Es gibt einige Durchbrüche: Mittlerweile haben 20 Hochschulen Zivilklauseln, d. h. Selbstverpflichtungen auf zivile und friedliche Zwecke beschlossen. In NRW hat die Bewegung erkämpft, dass trotz rot-grüner Zögerlichkeit der Beitrag zu Frieden, Nachhaltigkeit und Demokratie als Aufgabe der Hochschulen im Gesetz verankert wurde. Und auch die Kooperationsabkommen zwischen Schulministerien und Bundeswehr, wie es sie in acht Bundesländern gibt, stehen in der Kritik und werden zum Teil einer Revision unterzogen.

Sie haben die Unterschriften der Kultusministerkonferenz übergeben. Wie hat deren Präsidentin, Silvia Löhrmann, reagiert?

Sie ist selbst nicht gekommen, sondern hat ihren Staatssekretär vorgeschickt. Für jegliche Verbesserung kommt es auf gesellschaftliche Opposition an. Deswegen haben wir die Kampagne bis zum Tag der Befreiung am 8. Mai 2015 verlängert. Es kann weiter gesammelt werden!

Fragen: Silvia Lichter

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