Deutsche Bank im Prozessstress

Geldinstitut verbucht einen Verlust von 92 Millionen Euro – wegen Milliardenrisiken durch Strafen

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Deutsche Bank weist einen Quartalsverlust aus, den dritten unter Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Ein Hauptgrund dafür sind milliardenschwere Rückstellungen - die Deutsche Bank erwartet weitere Strafzahlungen.

Frankfurt am Main. »Beim Blick voraus ist kurzfristig weiterhin mit Gegenwind zu rechnen« - den beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen macht nicht nur der makroökonomische Ausblick zu schaffen. Vielmehr verhageln hausgemachte Probleme die jüngste Quartalsbilanz des größten deutschen Kreditinstituts, das von Juli bis September 2014 einen Verlust von 92 Millionen Euro nach Steuern verzeichnete. Das ist der dritte Quartalsverlust in der zweineinhalb Jahre währenden Amtszeit von Jain und Fitschen.

Gleichzeitig teilte die Bank am Mittwoch mit, dass der Vorstand umgebaut wird - vor allem um die laufenden Probleme in den Griff zu bekommen. »Der Gewinn nach Steuern war in diesem Quartal wesentlich durch Rückstellungen beeinflusst, während wir weiter dabei sind, juristische Altlasten zu bereinigen.« Was Fitschen und Jain so nüchtern beschreiben, hat mittlerweile ein Volumen von rund drei Milliarden Euro – so viel Geld stellt die Deutsche Bank mittlerweile für Rechtsrisiken zurück. Schon im Frühjahr hatte die Deutschen Bank mitteilen müssen, in mehr als 1000 »größere« Rechtsstreitigkeiten verwickelt zu sein. Größer bedeutet hierbei ein Volumen ab 100 000 Euro.

Vor allem im Skandal um Zinsmanipulationen stellt sich die Deutsche Bank auf weitere Strafzahlungen ein. In die Manipulation wichtiger Referenzzinsen wie dem Libor und dem Euribor sind Großbanken rund um den Globus verstrickt. Einzelne Händler sollen sich nach Erkenntnissen von Regulierern bei der Zinsermittlung abgesprochen haben. Die Europäische Union hatte ihre Strafe bereits im vergangenen Jahr verhängt, die Deutsche Bank war mit 725 Millionen Euro dabei.

Die Strafe der Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien steht noch aus, Analysten gehen von einer Strafe zwischen 800 Millionen und 1,3 Milliarden Euro aus, berichtet »managermagazin online«. Gleichzeitig drohen dem Institut weitere Strafen: Wegen Hypothekengeschäften in den USA vor der Finanzkrise, dort sind auch Sammelklagen wegen mutmaßlicher Manipulationen von Devisenkursen bis hin zu Preisen von Gold und Silber anhängig, in denen die Deutsche Bank Beklagte ist.

Mit der Anfang 2014 vereinbarten Zahlung von 925 Millionen Euro an die Kirch-Erben wollte die Bank das Kapitel um ihre Mitverantwortung für die Pleite des Medienkonzerns 2002 endlich abschließen. Aber gegen Fitschen und vier ehemalige Manager liegt im Fall Kirch eine Anklage wegen versuchten Prozessbetruges vor. Die Bank hat sich indes überzeugt gezeigt, dass sich der Verdacht als unbegründet erweist. Ob die Anklage zugelassen wird und es zum Prozess kommt, ist noch nicht entschieden. Den Eindruck auszuräumen, dass es sich bei der Deutschen Bank derzeit eher um eine »Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank« handelt, wie Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sie im Sommer nannte, dürfte aber noch etwas dauern. Und vor allem kosten.

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