Südkoreas Atomkonzern testet Cyber-Abwehr

Unternehmen reagiert auf Hacker-Angriff vom Wochenende / Bei Attacke waren geheime Unterlagen über die Nuklearanlagen des Landes online gestellt worden

  • Lesedauer: 2 Min.
Nachdem im Internet geheime Daten südkoreanischer Kernkraftwerke aufgetaucht sind, überprüft der staatliche Atomenergiekonzern KHNP die Cyberabwehr - die zentralen Netzwerke sind gegen Attacken gesondert abgeschirmt.

Seoul. Nach einem Hackerangriff auf seine internen Systeme hat der Betreiber der südkoreanischen Atomkraftwerke seine Abwehr gegen Cyber-Attacken getestet. Der staatliche Energiekonzern KHNP (Korea Hydro & Nuclear Power Co.) teilte zu Beginn der zweitägigen Übung am Montag mit, diese finde in allen vier Atomanlagen des Landes statt. Die Regierung bekräftigte, dass keine Gefahr bestehe.

Es werde ein Hackerangriff simuliert, um die Sicherheit der Atomkraftwerke zu testen, teilte KHNP mit. In der vergangenen Woche hatte ein Hacker unter dem Namen »Präsident der Anti-Atomreaktorgruppe« im Kurzbotschaftendienst Twitter diverse interne KHNP-Daten veröffentlicht, darunter Pläne und Betriebshandbücher von zwei Reaktoren sowie persönliche Informationen zu zehntausend KHNP-Mitarbeitern.

Am Sonntag hatte der Hacker gedroht, weitere Informationen zu veröffentlichen, sollte die Regierung nicht vom 25. Dezember an drei Reaktoren abschalten. Anwohner wurden aufgefordert, sich in den kommenden Monaten von den Reaktoren fernzuhalten. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein, konnte bisher aber keinen Verantwortlichen für die Attacke ausfindig machen.

KHNP teilte mit, in die seit dem vergangenen Jahr besonders geschützten zentralen Netzwerke des Konzerns könne niemand mehr eindringen. Die von dem Hacker erbeuteten Daten müssten daher aus der Zeit vor der Abschirmung stammen, sagte der Unternehmensverantwortliche Lee Jong Ho der Nachrichtenagentur Yonhap.

Vizeenergieminister Lee Kwan Sup sagte, die Regierung behandle den Fall mit »extremer Sorgfalt«. Bisher seien aber keine sensiblen Informationen veröffentlicht worden, und es bestehe keine Gefahr für die Reaktoren. Die erbeuteten Daten stammten offensichtlich aus den Meilern Gori und Wolsong südöstlich der Hauptstadt Seoul.

KHNP betreibt in den vier Atomkraftwerken im Land 23 Reaktoren, die rund 30 Prozent des Stroms in Südkorea liefern. Die Hackerattacke fällt mit einem ähnlichen Angriff auf das Filmstudio Sony Pictures in den USA zusammen, für das US-Präsident Barack Obama Nordkorea verantwortlich machte. Pjöngjang wies die Vorwürfe zurück. AFP/nd

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