Amazon-Mitarbeiter streiken erneut für Tarifvertrag

An fünf von acht Versandlagern wurde die Arbeit niedergelegt / ver.di kündigt Warnstreiks bei der Post an

  • Lesedauer: 3 Min.

Update 16.30 Uhr: Bonn/Berlin. Auch bei der Deutschen Post kommt es zu Arbeitskampfmaßnahmen. Ver.di werde seine Mitglieder ab 1. April zu bundesweiten Warnstreiks bei dem Logistikkonzern aufrufen, teilte die Gewerkschaft am Montag in Berlin mit. Die Gewerkschaft will damit ihrer Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich Nachdruck verleihen. »Weitere Nebelkerzen am Verhandlungstisch brauchen wir nicht«, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Das Management der Deutschen Post hält dagegen, es habe bereits ein weiterreichendes Konzept zur wöchentlichen Arbeitszeit vorgelegt. »Es gibt daher aus den Verhandlungen heraus überhaupt keinen Grund für Warnstreiks«, erklärte Post-Personalchefin Melanie Kreis. Den nächsten Verhandlungstermin hatten die Tarifpartner bereits für den 14. April in Berlin angesetzt.

Die Post geht davon aus, dass es durch die angekündigten Warnstreiks »zur Verzögerung einzelner Sendungen« kommen wird. »Man kann die Auswirkungen nie ganz verhindern«, sagte Post-Sprecher Dirk Klasen. Wann und wo die Warnstreiks stattfinden sollen, will ver.di erst kurzfristig bekanntgeben.

Ver.di fordert für die nach ihren Angaben 140.000 Tarif-Beschäftigten der Deutschen Post eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden - bei vollem Lohnausgleich. Das sieht die Post als »Knackpunkt« an. Zumal wisse man nicht, was ver.di bei den in spätestens zwei Monaten startenden Lohntarifverhandlungen fordern werde. Der Lohntarifvertrag der Tarif-Beschäftigten läuft Ende Mai aus.

Streiks bei Amazon

Bad Hersfeld. Im Tarifkonflikt mit dem Online-Versandhändler Amazon versucht die Gewerkschaft ver.di im Ostergeschäft den Druck zu erhöhen. An den fünf Standorten Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig, Koblenz (Rheinland-Pfalz), Werne und Rheinberg (beide Nordrhein-Westfalen) traten Beschäftigte am Montag erneut in den Ausstand. Nach Angaben von Amazon in München folgten rund als 830 Mitarbeiter in der Frühschicht dem Aufruf. Der Streik soll laut ver.di noch bis einschließlich Dienstag dauern.

Ver.di ist sich sicher, dass es zu Lieferverzögerungen kommen wird. »Wir wollen nicht den Kunden schaden, nur Amazon dazu bringen, die Blockadehaltung aufzugeben«, sagte ver.di-Sprecherin Eva Völpel in Berlin. Nach Amazon-Angaben entstehen wegen der Streiks allerdings keine schwerwiegenden Probleme beim Versand. »Wer mit Standardversand bis Dienstagabend bestellt, kann sicher sein, dass die Ware noch am Samstag ankomm«, versprach Amazon-Sprecherin Anette Nachbar.

Begonnen hatte die aktuelle Streikwelle am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld mit seinen beiden Verteilzentren zu Beginn der Nachtschicht. Die weiteren Standorte folgten mit der Frühschicht. In Bad Hersfeld nahmen laut ver.di am Morgen etwa 400 Streikende teil. Wie viele Beschäftigte sich an den Streik-Standorten zusammen beteiligen, will ver.di in Berlin am Nachmittag bekanntgeben.

Eine ver.di-Sprecherin sieht eine »große Entschlossenheit« bei den Mitstreitern der Gewerkschaft. »Wir geben nicht nach. Amazon muss sich bewegen«, betonte Völpel. Amazon sprach dagegen von einer »sehr zurückhaltenden Streikbeteiligung«

Ver.di will Amazon zur Aufnahme von Tarifverhandlungen bewegen - zu den besseren Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Das Unternehmen lehnt das ab und verweist darauf, dass sich die Bezahlung der Mitarbeiter am oberen Bereich der Logistikbranche orientiere. Deswegen kommt es seit dem Frühjahr 2013 immer wieder zu Streiks. dpa/nd

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