Geld und Spiele

Reinhold Jost geriet wegen hoher Ausgaben für ein SPD-Fußballteam 
in Bedrängnis

Ordentlicher Fußball hat offensichtlich seinen Preis. Selbst im gehobenen Amateurfußball geht es mittlerweile um Sponsorengelder und Verträge mit Ablösesummen. An diesen Verhältnissen hatten sich offenbar auch die »Roten Hosen« orientiert, die Freizeitmannschaft der saarländischen SPD-Fraktion. Für das Kicken nach Plenumsschluss beanspruchten die Hobbyfußballer in den Jahren 2004 bis 2009 stattliche 83 000 Euro - aus Steuergeldern, wie der Landesrechnungshof kritisierte.

Unter den Augen des damaligen Geschäftsführers der SPD-Fraktion, Reinhold Jost, ließen die »Roten Hosen« es sich auf einem jährlich stattfindenden Altherren-Turnier im Schwarzwald anscheinend gutgehen wie ein Bundesligist. Das Team übernachtete in einem Wellnesshotel mit einem überaus großen Mannschaftstross: 72 Mitreisende habe es 2008 gegeben, berichtete die »Saarbrücker Zeitung«. Allein 883 Euro sollen die Rothosen in dem Jahr in der Hotelbar ausgegeben haben.

Als Kritik an den hohen Kosten aufkam, gelang es Jost recht schnell, die Ausgaben zu senken - ab 2010 beanspruchte die Parlamentsmannschaft jährlich nur noch 4000 Euro an Steuergeldern. Die Staatsanwaltschaft konnte der Sozialdemokrat damit aber nicht besänftigen, ihre Ermittlungen dauern unvermindert an.

Jost, mittlerweile saarländischer Justizminister, hat die Freizeitkick-Affäre nun eingeholt. Weil er bei den umstrittenen Turnierreisen mehrere Rechnungen unterzeichnet haben soll, wird gegen ihn wegen Untreue ermittelt. Am Montag zog er daraus die Konsequenz und lässt sein Ministeramt bis auf Weiteres ruhen - um »bereits den äußeren Anschein einer Einflussnahme auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu vermeiden«, wie er sagte. Als Justizminister fungierte Jost nämlich als oberster Dienstherr der Staatsanwaltschaft.

Ein langjähriger Weggefährte Josts war übrigens Heiko Maas. Auch er spielte bei den »Roten Hosen« und soll einige Ausflüge mitorganisiert haben, bevor er im Dezember 2013 Bundesjustizminister wurde.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal