Viel Ärger bei der Umstellung auf Internet-Telefonie

Verbraucherzentralen sammeln Beschwerden bis 10. Juli 2015

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Telekommunikationsanbieter stellen Telefon- und Internetanschlüsse bis 2018 auf die sogenannte IP-Technik (Internet-Protokoll-Technik) um. Dabei kann es zu etlichen Problemen kommen, wie die Verbraucherzentralen informieren.

Zu diesen Problemen gehören: Der Anschluss kann wochenlang ausfallen, Hausnotrufe werden funktionsunfähig oder Verbrauchern wird mit der Umstellung ein neuer Vertrag mit ungewünschten Zusatzkonditionen angedreht.

In einer bundesweiten Umfrage erfassen die Verbraucherzentralen bis zum 10. Juli 2015 daher Beschwerden zum IP-basierten Anschluss. Mit der Umfrage wollen die Verbraucherzentralen genauere Erkenntnisse über die Probleme aus dem Umstellungsprozess gewinnen. Die Ergebnisse sollen den Anbietern zur Verfügung gestellt werden, so dass die notwendige Umstellung so verbraucherfreundlich wie möglich durchgeführt werden kann.

Als Gründe für den Übergang zur Internettelefonie nennen die Telekommunikationsunternehmen zum einen den Mehrwert für den Verbraucher, aber auch, dass es in absehbarer Zeit für die herkömmliche Übertragungstechnik keine Ersatzteile mehr gibt.

Nicht nur die Telekom, auch andere Anbieter werden nach und nach auf die neue Anschlusstechnik All-IP umstellen. Statt der bisherigen zwei Leitungen, eine für Telefon und eine für Internet, gibt es zukünftig nur noch eine Datenleitung. Telefonate werden dann ausschließlich über das Internet geführt.

Verbraucher beklagen, dass sie gar keine Hilfe vom Telekommunikationsanbieter erhalten, so dass sie längere Zeit ihr Telefon nicht nutzen können. Zudem kann es vorkommen, dass Anbieter versuchen, mit der Umstellung auch Kombiangebote zu verkaufen.

»Verbraucher sollten darauf achten, dass ihnen keine zusätzlichen Leistungen untergeschoben werden, die sie nicht wollen - und nicht benötigen«, so Michèle Scherer, Telekommunikationsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg. »Generell müssen Anbieter Verbraucher ausreichend über die anstehenden Änderungen und Folgekosten informieren, eine Umstellung darf nicht nebenbei stattfinden«, so die Verbraucherschützerin weiter.

Die Verbraucherzentrale Thüringen (vzth) weist darauf hin, dass die meisten Telekommunikationsanbieter inzwischen bei Neuverträgen nur noch einen Anschluss mit IP (»Internet-Protokoll«)-Technik anbieten. Die Telekom will nachziehen und bis 2018 ihr gesamtes Telefonnetz auf Internet-Telefonie umstellen.

Nach Auskunft von Ralf Reichertz, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Thüringen, berichten Verbraucher vermehrt darüber, dass der Übergang auf die neue Technik nicht klappt, der Anschluss wochenlang ausfällt und Hausnotrufsysteme nicht mehr funktionieren.

Die Maßnahme erfolgt zudem oft im Zuge einer Tarifänderung. »Das ist nicht akzeptabel. Anbieter müssen Verbraucher ausreichend über die anstehenden Änderungen und Folgekosten informieren, eine Umstellung darf nicht so nebenbei stattfinden«, kritisiert Ralf Reichertz. vz/nd

  • Verbraucherzentrale Brandenburg (vzb) unter www.vzb.de/telefonumstellung. Rat erhalten Betroffene in den Beratungsstellen nach Terminvereinbarung unter (0331) 98 22 9995 (Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr) oder online unter www.vzb.de/termine sowie am Beratungstelefon unter der bundesweiten Servicenummer (09001) 775 770 (montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr für 1 Euro/min im deutschen Festnetz, Mobilfunk gegebenenfalls abweichend) oder per E-Mailberatung www.vzb.de/emailberatung
  • Verbraucherzentrale Thüringen unter www.vzth.de. Die Zusendung von Beschwerden per E-Mail an info@vzth.de oder per Post an Verbraucherzentrale Thüringen, Stichwort IP-Umstellung, Eugen-Richter-Straße 45, 99085 Erfurt.
  • Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt (vzsa) auf der Internetseite unter www.vzsa.de/faq-voip oder unter der bundesweiten Servicenummer (siehe Verbraucherzentrale Brandenburg).
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