20-Jährige nach Pulver-Explosion in Freizeitpark gestorben

Über 500 Verletzte bei Feuer und Explosion in Freizeitpark in Taiwan / Unglück auf Party offenbar durch »gefärbtes Maispulver« ausgelöst

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Explosion von leicht entzündbarem Farbpulver in einem Freizeitpark in Taiwan hat einen ersten Menschen das Leben gekostet. Eine 20-Jährige erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Central News Agency am Montag berichtete. Bei dem Unfall waren am Samstagabend mehr als 500 Menschen verletzt worden. Fast 200 Besucher einer Tanzparty erlitten schwerste Verletzungen, teils schlimmste Verbrennungen. Sie würden in 49 Krankenhäusern betreut, hieß es nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Montag.

Die Explosion ereignete sich im »Formosa Water Park«, wo etwa 1000 Menschen feierten. Amateuraufnahmen im Internet zeigten, wie über einer tanzenden Menschenmenge ein farbiges Pulver versprüht wird. Dieses verwandelte sich plötzlich in einen Feuerball, der durch die Menge raste. Die mitunter nur mit Badekleidung bekleideten Partygäste rannten um ihr Leben, Zuschauer schütteten verzweifelt ihre Wasserflaschen über Brandopfern aus. Ein Feuerwehrsprecher sagte, möglicherweise habe Funkenschlag aus einer Maschine oder der Lichtanlage die Explosion ausgelöst.

»Zuerst habe ich gedacht, dass es Teil der Spezialeffekte der Show sei«, berichtete ein Augenzeuge im Fernsehsender CTI. Als die Menschen aber anfingen, zu schreien und davonzulaufen, »ist mir klar geworden, dass irgend etwas nicht stimmt«. Ein weiterer Zeuge sagte, »überall war Blut, auch im Pool«. Viele der Verletzten versuchten, ihre Schmerzen durch einen Sprung in das Schwimmbecken zu lindern. Eine junge Frau sagte, viele Opfer hätten »ihre Haut verloren«.

Ein Sprecher des Gesundheitsamtes von Taipeh sagte am Sonntag, es gebe 519 Verletzte, die meisten davon »in ihren 20ern oder jünger«. Von ihnen seien 190 schwer verletzt. Viele hätten durch Einatmen des Pulvers auch Verbrennungen der Atemwege erlitten. Laut der Nachrichtenagentur CNA waren auch 13 Ausländer unter den Opfern. »Die nächsten 24 Stunden sind für viele Schwerverletzte entscheidend«, sagte der Sprecher des Gesundheitsamtes.

Der Vater einer schwer verbrannten jungen Frau brach vor Reporten in Tränen aus: »Sie war bei einem Konzert, warum gab es dabei eine Explosion?« Über 80 Prozent der Haut seiner Tochter seien verbrannt, sagte der Mann und warf den Behörden vor, ihm kaum Hilfe angeboten zu haben.

Die Leitung des Wasserparks Formosa Fun Coast teilte ihre »tiefe Trauer« über das Unglück mit. Die Parkmanagerin Chen Hui Ying sagte, alle Partygäste seien versichert gewesen. Bis zu welcher Höhe sagte sie jedoch nicht. Die Veranstalter hätten nicht ahnen können, dass »gefärbtes Maispulver« zu verstreuen derart gefährlich sein könnte, sagte die Managerin.

Das Feuer konnte rasch gelöscht werden, doch hatten Rettungswagen Mühe, zum Unglücksort vorzudringen. Zahlreiche Verletzte wurden von Mitarbeitern des Parks und ihren Freunden auf Luftmatratzen oder Schlauchbooten abtransportiert. Die Schwerverletzten wurden auf den Intensivstationen von 37 Krankenhäusern versorgt. Das Gesundheitsministerium rief große Kliniken auf, Hauttransplantate für die Verbrennungsopfer bereitzustellen.

Die Polizei nahm den Veranstalter der Party Color Play Asia sowie vier Mitarbeiter fest. Gegen sie werde wegen »Verstößen gegen die öffentliche Sicherheit und Missachtung von Pflichten« ermittelt, sagte ein Polizeisprecher. Der Freizeitpark wurde bis auf weiteres geschlossen. Taiwans Regierungschef Mao Chih Kuo ordnete an, alle vergleichbaren Veranstaltungen zu verbieten, sofern nicht für die Sicherheit der Gäste garantiert werden könne.

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