Pragmatiker

Mullah Achtar Mansur soll künftig die Taliban führen

  • Uwe Krüger
  • Lesedauer: 2 Min.

Dem Vernehmen nach soll es bei der Nachfolgeregelung für den toten Mullah Omar in der siebenköpfigen Schura im westpakistanischen Quetta zu scharfen Wortwechseln gekommen sein. Insbesondere Militärchef Mullah Qaum Zakir war in dem Gremium gegen eine Ernennung von Mullah Achtar Mansur. Er warf diesem vor, zu kompromissbereit gegenüber der afghanischen Regierung zu sein. An dem Machtkampf war auch Omars Sohn Yakub beteiligt, den einige Taliban-Fraktionen als legitimen Erben seines Vaters betrachteten. Die Kandidatur des 26-Jährigen wurde auch vom einflussreichen Haqqani-Netzwerk unterstützt, das in Ostafghanistan und Kabul für zahlreiche Anschläge verantwortlich zeichnete.

Aber am Ende setzte sich Mansur durch. Ausschlaggebend dafür dürfte die Unterstützung durch Islamabad gewesen sein. Nachrichten über den Tod von Mullah Omar wurden zuerst aus pakistanischen Sicherheitskreisen gestreut. Die Taliban sollten damit zu einer Entscheidung pro Mansur gezwungen werden, der als Befürworter der Friedensgespräche mit Kabul gilt. Um das eine harte Linie verfolgende Haqqani-Netzwerk zu besänftigen, erhielt es einen Stellvertreterposten. In der ersten Audiobotschaft beschwor der neue Taliban-Chef die islamistische Bewegung zur Einheit.

Über Mansur, Jahrgang 1963, ist wenig bekannt. Er wuchs in der südafghanischen Provinz Kandahar auf und besuchte später eine Koranschule nahe dem pakistanischen Peshawar. Minister für Luftfahrt war er während der Taliban-Herrschaft. Nach deren Sturz 2001 beauftragte ihn Mullah Omar, in Gesprächen mit der CIA Schadensbegrenzung zu betreiben. Zuletzt galt Mansur als Schattengouverneur von Kandahar. Die NATO hatte 200 000 Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt, eine eher lächerliche Summe für einen Mann dieses Kalibers.

Wie sich nun herausstellte, führte Mansur bereits in den vergangenen Jahren die Taliban an. Er wandelte sich dabei vom Hardliner zum Pragmatiker. Die Schura rief ihn nun zum neuen Emir aus. Der Weg von Quetta nach Kabul könnte steinig werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal