Mazedonien lässt mehr als 1500 wartende Flüchtlinge ins Land

Mehr als 4400 Flüchtlinge aus Seenot im Mittelmeer gerettet

  • Jasmina Mironski
  • Lesedauer: 3 Min.

Gevgelija. Nach einer dramatischen Zuspitzung der Situation an der Grenze zu Griechenland hat Mazedonien am Samstag hunderte wartende Flüchtlinge ins Land gelassen. Mehr als 1500 zumeist syrische Flüchtlinge überquerten die Grenze, ohne dass die Polizei einschritt, wie ein AFP-Reporter berichtete. Unterdessen wurden bei einem der größten Rettungseinsätze an einem Tag zwischen Libyen und Italien insgesamt 4000 Flüchtlinge aus Seenot gerettet.

Ein mazedonischer Innenministeriumssprecher sagte, die Polizei wolle keine Gewalt gegen die Flüchtlinge anwenden, werde die Grenze aber weiter kontrollieren. Den »Kapazitäten entsprechend« würden in den kommenden Tagen weitere Flüchtlinge ins Land gelassen. Zunächst müssten aber die am Samstag gekommenen Migranten den Bahnhof von Gevgelija in Richtung Serbien verlassen, sonst drohe eine »humanitäre Krise« in der Grenzstadt.

Am Sonntag warteten in Gevgelija noch rund tausend Flüchtlinge auf die Weiterreise. Aus Polizeikreisen verlautete, die Behörden hätten seit Samstag 4000 Migranten Dokumente ausgestellt, die ihnen die Weiterreise nach Serbien erlauben. In dem Niemandsland zwischen dem griechischen Dorf Idomeni und Gevgelija warteten demnach weiterhin 200 Menschen auf die Erlaubnis zur Überquerung der Grenze, während hunderte weitere aus der griechischen Stadt Kilkis eintrafen.

Die Grenze bei Gevgelija war drei Tagen lang abgeriegelt gewesen. An der mit Stacheldraht gesicherten Grenze spielten sich dramatische Szenen ab, während viele Flüchtlinge die Nacht im Regen verbrachten. Am Samstagnachmittag durchbrachen rund tausend Flüchtlinge die Grenzabsperrungen und stürmten auf mazedonisches Staatsgebiet. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, gab dann jedoch die Grenze vollständig frei.

Mazedonien hatte am Donnerstag den Ausnahmezustand ausgerufen und die Grenze praktisch abgeriegelt, nachdem in den vergangenen Wochen täglich mehr als tausend Flüchtlinge ins Land gekommen waren. Griechenland hatte vergangene Woche hunderte Flüchtlinge von den völlig überfüllten Ägäis-Inseln nahe der türkischen Küste in die Hafenstadt Thessaloniki gebracht und umgehend in Busse Richtung der Grenze zu Mazedonien gesetzt.

Von Mazedonien versuchen die Flüchtlinge durch Serbien weiter nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen, wo sie sich bessere Lebenschancen ausrechnen. Am Sonntag trafen mehr als 3500 Flüchtlinge von Mazedonien kommend im Süden Serbiens ein, wo sie in dem Dorf Miratovci von den Behörden in Empfang genommen wurden, wie der Sender RTS berichtete. Sie hätten binnen 24 Stunden per Zug, Bus oder Taxi von Gevgelija kommend Mazedonien durchquert.

Laut dem Sender werden sie in einem Lager in Miratovci zunächst mit Essen versorgt, bevor sie in die Stadt Presevo gefahren werden, wo sie Dokumente für die Weiterreise in den Norden Serbiens erhalten, von wo aus sie in das EU-Mitglied Ungarn gelangen können.

4400 Flüchtlinge binnen 24 Stunden gerettet

Unterdessen wurden bei einer Reihe von Rettungseinsätzen im Mittelmeer innerhalb von 24 Stunden rund 4000 Menschen aus Seenot gerettet. Das sei die höchste Zahl von Menschen, die innerhalb von 24 Stunden gerettet worden seien, erklärten die Behörden nach Berichten italienischer Medien vom Sonntag. Unter anderem bargen zwei Patrouillenschiffe der italienischen Marine 939 Flüchtlinge von zwei Booten, die vor der libyschen Küste zu sinken drohten.

Die Rettungsaktion war eine der bislang größten im Mittelmeer. Die Polizei im sizilianischen Palermo nahm sechs mutmaßliche Schleuser aus Ägypten fest, die 432 Flüchtlinge auf ein Boot gepfercht haben sollen. Die am Mittwoch geretteten Migranten berichteten, viele Passagiere, auch Frauen und Kinder, seien für die Überfahrt von Ägypten nach Libyen unter Deck eingeschlossen worden. Wollten sie an die frische Luft, hätten sie dafür zahlen müssen. AFP/nd

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