Jeder Fünfte rutscht bei Arbeitslosigkeit sofort in Hartz IV

DGB fordert besseren Schutz für Menschen, die in die Arbeitslosigkeit geraten

  • Lesedauer: 2 Min.
Mehr als 260.000 Menschen sind im ersten Halbjahr 2015 nach dem Verlust ihrer Arbeit direkt auf Hartz IV angewiesen gewesen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles will Lockerungen der Bedingungen, doch die Union stellt sich quer.

Saarbrücken. Mehr als jeder fünfte Beschäftigte, der seinen Job verliert, rutscht nach einer DGB-Studie derzeit sofort in die Sozialhilfe. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren demnach 264.000 Beschäftigte bereits zu Beginn ihrer Arbeitslosigkeit auf Hartz IV angewiesen. Das waren 21,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Jobverlust, wie die »Saarbrücker Zeitung« (Montagsausgabe) unter Berufung auf die noch unveröffentlichte Untersuchung berichtete.

Besonders angespannt sei die Lage in der Zeitarbeitsbranche. Dort wurden laut Studie von Januar bis Juni 183.000 Arbeitkräfte entlassen. Von ihnen waren 37 Prozent direkt im Anschluss auf staatliche Grundsicherung angewiesen.

Zur Bekämpfung des Problems plant Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) eine Lockerung der Bedingungen für den Bezug von Arbeitslosengeld I. Sie will die Frist von zwei auf drei Jahre ausdehnen, innerhalb der man zwölf Monate lang versicherungspflichtig gearbeitet haben muss, um Arbeitslosengeld I zu beziehen. DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy schätzt, dass dadurch im Jahresschnitt bis zu 35.000 Menschen vor dem sofortigen Abdriften in Hartz IV bewahrt werden könnten. Die Pläne stoßen allerdings auf Widerstand in der Union.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach unterstützt das Vorhaben der Ministerin. »Die soziale Sicherungsfunktion der Arbeitslosenversicherung hat Lücken, die geschlossen werden müssen«, sagte sie der Zeitung. »Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass Beschäftigte, die Beiträge eingezahlt haben, auch Leistungen aus der Versicherung enthalten, wenn sie arbeitslos werden.« epd/nd

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