Die zusätzliche Rente im Härtetest

Map-Report zur privaten Rentenversicherung

  • Hermannus Pfeiffer, Wirtschaftspublizist
  • Lesedauer: 3 Min.
Keine private Rentenversicherung zahlt sich sofort aus. Wie viel oder wenig Geld beim Versicherten ankommt, um die gesetzliche Rente aufzustocken, ergründet der Map-Report. Die Unterschiede sind groß.

Wer vor zwanzig Jahren 50 000 Euro in eine sofort beginnende Rentenversicherung eingezahlt hatte, kann sich heute freuen - oder ärgern. Am meisten gab es bei einem Versicherer mit rund 99 000 Euro. Doch am Ende der Skala kamen nur 83 000 Euro heraus. Diese riesige Kluft zwischen den Rentenleistungen zeigt, wie wichtig es ist, dass Verbraucher sich vor Vertragsabschluss genau informieren.

Licht ins Dunkel der komplizierten Details zu bringen, ist allerdings nicht ganz einfach. Zum nunmehr neunten Mal hat der Map-Report Rentenversicherungen dies versucht. Wurden bislang die gemeldeten Daten unabhängig vom Überschusssystem (konstant, teildynamisch, dynamisch) in einen Topf geworfen, so werden nun die Renten für jedes System separat verglichen.

»Unter den gegebenen Bedingungen sind die Ergebnisse der Rentenleistungen bemerkenswert gut«, lobt Map-Chefredakteur Reinhard Klages. Vor allem die historisch niedrigen Zinsen machen es Versicherern schwer, höhere Renditen zu erzielen. Mittelbar zahlen dafür die Versicherten die Zeche. Die »Überschussbeteiligung«, die Versicherer erwirtschaften und an ihre Versicherten auszahlen, und damit die Rente fallen im Trend niedriger aus.

Ein Blick auf Musterfälle

Wer Anfang 1995 einmalig 50 000 Euro in den Musterfall der sofort beginnenden Rentenversicherung mit »dynamischem Überschusssystem« eingezahlt hat, freut sich nun über Rentenzahlungen von durchschnittlich 394 Euro monatlich. In diesen zwanzig Jahren summierten sich die Rentenzahlungen auf durchschnittlich 89 972 Euro.

Der Spitzenwert in der Untersuchung erreichte sogar 98 749 Euro und hat den eingezahlten Beitrag damit fast verdoppelt. Bei einer dynamischen Rente erhält der Versicherte »on top« zur garantierten Rente eine zusätzliche Rente mit einer Steigerungsrate.

Etwas weniger bekamen Kunden, die sich für die Rente mit »Teildynamik« entschieden hatten. Hier beträgt die durchschnittliche Rentenzahlung für den Beispielfall nach zwanzig Jahren 345 Euro, die Summe der Rentenzahlungen 87 587 Euro. Das teildynamische Überschussverwendungssystem kombiniert das dynamische mit dem konstanten System. Aus den Überschüssen werden ein Teil nach dem konstanten und ein Teil nach dem dynamischen System zur Bildung einer zusätzlichen Rente verwendet.

Bei der »konstanten Rente«, die von immer weniger Gesellschaften angeboten wird, beträgt die durchschnittliche Rente im Fallbeispiel nach zwanzig Jahren Laufzeit 328 Euro. Insgesamt 87 139 Euro wurden in diesem Zeitraum im Schnitt an Rentenleistungen ausgezahlt.

Rangliste der Versicherer

Spitzenreiter bei den »Dynamischen« ist bei unserem Fallbeispiel der genossenschaftliche Debeka Lebensversicherungs-Verein a.G. mit 98 750 Euro. Es folgen die Cosmos AG mit etwa 95 000 Euro und die Württembergische Lebensversicherung AG mit 94 000 Euro. Über 92 000 Euro bekamen Kunden der Lebensversicherung von 1871 a.G. sowie der LVM AG ausbezahlt.

Am Ende der Rangliste findet sich die Gothaer Lebensversicherung AG mit 83 100 Euro wieder. Schlecht schnitten auch die Familienfürsorge Lebensversicherung AG im Raum der Kirchen, die Neue Leben AG und die DEVK Allgemeine Lebensversicherung AG mit addierten Rentenzahlungen von jeweils über 85 000 Euro ab.

Rentabel im langen Leben

Ohnehin sollte der Kunde lange genug leben. »Es dauert immer länger, bis sich die Sofortrente gegen Einmalbeitrag rentiert«, erklärt Map-Chef Klages. So erreichte der Mustervertrag ab 1995 bei der Rente mit konstantem Überschusssystem einen positiven Saldo zwischen Ein- und Auszahlung erst nach zehn Jahren und neun Monaten. Elf Jahre dauert es bei der teildynamischen Rente; sogar elf Jahre und acht Monate bei der dynamischen Rente.

Schon bei Rentenbeginn im Jahr 2010 dauerte es zwischen 13,5 Jahre (teildynamisch) und 14 Jahre (dynamisch). Künftig dürfte noch mehr Geduld gefragt sein.

Die Darstellung des Map-Reports ist jedoch »nicht unumstritten«, kritisiert der Informationsdienst »Versicherungsjournal«. Allerdings kann diese Kritik nach unserer Auffassung nichts Grundlegendes an den großen Unterschieden ändern, die gute von schlechten Anbietern trennen.

Der 70-seitige Map-Report Nr. 874 »Sofortrenten im Vergleich 1995 bis 2015« enthält Detailanalysen zu rund 30 Lebensversicherern. Die Studie gibt es als nicht druckbare PDF-Datei für 77 Euro, als gedrucktes Heft für 85 Euro. Bestellung: www.map-report.de.

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