Unverschämtes Hätschelkind

Silvia Ottow über die neueste Studie zu Innovationen auf dem Arzneimarkt

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 1 Min.

Über Arzneimittelstudien, die nicht von den Herstellern selbst stammen, wird meistens noch am Tag ihres Erscheinens kübelweise Kritik ausgeschüttet. Deutsche Arzneimittelgesetze verhinderten Neuheiten, heißt es dann. Oder auch, die Studien wären unwissenschaftlich. Dieses Mal verlangten Hersteller gar Abnahmegarantien für Antibiotika vom Staat, noch ehe sie zu forschen begannen. Der Grund ist die berechtigte Kritik, dass zu wenig an Mitteln gegen Alzheimer, Krebs oder Krankenhauskeime gearbeitet wird, die von zahlreichen Patienten dringend benötigt würden.

Nun darf man sich über die Dreistigkeit der Pharmaindustrie nicht allzu sehr wundern. Seit Jahren wird sie von der Politik gehätschelt. SPD-Kanzler Schröder ließ sich bestechen, als er die unverschämten Preisforderungen begrenzen wollte und CDU-Minister Gröhe nahm die Nutzenbewertung von Tausenden Präparaten gleich ganz zurück. Da im ersten Jahr des Markteintritts für ein neues Mittel jede Summe genommen werden darf, müssen Krankenkassen 280 000 Euro Kosten für eine Jahrestherapie eben ohne Murren bezahlen. Ob das gerechtfertigt ist, erfahren sie nicht. Eine vernünftige Arzneimittelpolitik - und zwar im Hinblick auf gemeinsame Ziele und vernünftige Preise - wird seit Jahren von der Herstellerlobby außerordentlich erfolgreich verhindert.

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