Folge 88: KOMMUNIKATIONSGUERILLA

  • Lesedauer: 1 Min.

Auf Weihnachtsmärkten wurden im Jahr 2014 Postkarten der Bundeskanzlerin verteilt. Ihr Porträtfoto steht neben einem Text, in dem sie fragt, ob die Aufnahme weiterer Flüchtlinge unsere christliche Gemeinschaft gefährde; darunter ihre Unterschrift. Auf den ersten Blick ist der Postkartengruß zum Fest der Liebe nicht als Fake zu erkennen. Urheber jedoch ist das Berliner Peng!-Collective, das die Stimme der Macht nachgeahmt hat, um eine Debatte über die Verantwortung der Bundesregierung gegenüber Flüchtlingen und Hilfesuchenden anzustoßen.

Kommunikationsguerilleros erweitern die Interventionsformen linker Politik durch subversive Aktionen wie Adbusting, Fakes oder Imageverschmutzungen. Dazu zählt etwa das Angebot von preisgünstigen Flügen in der »Deportation Class« der Lufthansa, womit Antirassist/innen erstmals im Jahr 2000 das Abschiebegeschäft des Konzerns skandalisierten. Auch Tortenwürfe gehören ins Repertoire: Ein cremiger Kuchen im Gesicht einer Respektperson verwandelt diese im Nu in eine Witzfigur aus einem Charlie-Chaplin-Film.

Mittel der Spaß- und Kommunikationsguerilla setzte in den 1960ern schon die Kommune I ein. Bis heute gelingt es damit, das scheinbar Selbstverständliche plötzlich in Frage zu stellen und - was mit einem einfachen Flugi nicht möglich ist - die herrschende Ordnung zu untergraben. nis

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal
Mehr aus: Das APO-Lexikon