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Technokrat

Personalie: Magdeburgs Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) zieht sich zurück

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Jens Bullerjahn, Landtagsabgeordneter seit 1990, Mitglied des Haushaltsausschusses, Fraktionsvorsitzender, Fraktionsgeschäftsführer, als Finanzminister und stellvertretender Ministerpräsident zentrale Figur der großen Koalition. Ein Freund klarer Worte, ein Planer, ein Stratege, ein Entscheider« - so charakterisiert sich der langjährige SPD-Strippenzieher in Magdeburg im Internet selbst.

Nun aber hat der 1962 geborene Elektroingenieur, der im Oktober 1989 in die SDP der DDR eingetreten war, seine wohl letzte politische Entscheidung getroffen: sich aus der Politik zurückzuziehen. Ganz aus dem Blauen kommt das nicht. Schon vor Monaten hatte er erklärt, 2016 nicht mehr für den Landtag zu kandidieren: Er wolle sich auf sein Amt konzentrieren. Dass er sich nun ganz aus dem Spiel nimmt, ist ebenfalls nicht überraschend: Zuletzt hatte sich die von SPD-Landeschefin Katrin Budde geführte Fraktion deutlich von seiner zunehmend als technokratisch empfundenen Sparpolitik abgesetzt. Laut Landespresse soll er Budde, die im März als Spitzenkandidatin antritt, gesagt haben, sie müsse nun »keine Rücksicht mehr auf ihn nehmen«.

Budde favorisiert eine Regierung ohne CDU - zumindest für den Fall, dass sie selbst Regierungschefin werden kann. Bullerjahn dagegen hatte sich 2006 dafür entschieden, die SPD als Junior in eine schwarz-rote Koalition zu führen und bildete auch 2011 keine rot-rote Regierung, bei der die SPD der kleinere Partner gewesen wäre. Dabei war Bullerjahn es einst selbst gewesen, der 1994 als Fraktionsgeschäftsführer mit dem heutigen Linksfraktionschef Wulf Gallert das »Magdeburger Modell« einer von links tolerierten, SPD-geführten Minderheitsregierung erfunden hatte.

Wenn Jens Bullerjahn im März aufhört, ist er noch weit unter 55. Dass er sich dann zur Ruhe setzt, kann man sich kaum vorstellen; höhere Ämter bieten sich nach Lage der Dinge auch nicht an. Wahrscheinlicher ist es wohl, dass der »Planer, Entscheider und Stratege« seine Zukunft in Wirtschaft oder Verbänden suchen wird.

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