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Sportlich zu mehr Fachkräften

Yoga bei der BVG, Fitnessstudio bei Siemens: Firmen setzen auf Gesundheitsvorsorge

  • Lesedauer: 3 Min.
Bezahlung ist nicht alles: Im Ringen um Fachkräfte setzen Unternehmen auch auf Sport und Gesundheitsvorsorge.

Von Yoga über Fußball bis zur Rückenschule: Tausende Berliner treiben Sport mit Kollegen oder nutzen die Gesundheitsangebote ihres Unternehmens. Betriebssport und betriebliches Gesundheitsmanagement sind für die Arbeitgeber aber eine Frage des Geldbeutels, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Je größer der Betrieb und je besser die Branchenkonjunktur, desto umfangreicher die Angebote für die Beschäftigten. Andernfalls verkümmern die Initiativen.

Zehn Betriebsärzte und Sozialberater betreuen bei Siemens in Berlin den Gesundheitsschutz, geben etwa Tipps für richtiges Stehen, organisieren aktive Pausen mit Bewegung und Entspannung, bieten Burnout-Vorsorge. Seit zwei Jahren gibt es ein betriebseigenes Fitnessstudio für die 12 000 Berliner Beschäftigten, das Siemens subventioniert. »Wir alle haben etwas davon, wenn die Mitarbeiter fit und gesund bleiben«, sagt Siemens-Sprecher Michael Friedrich.

Eine Million Euro pro Jahr geben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) für Gesundheitsdienstleistungen aus, darunter Augenuntersuchungen, Grippeschutzimpfungen, Hörtests und Fahrdiensttauglichkeitsprüfungen. Darüber hinaus gibt es Seminare zur Stressbewältigung während der Arbeitszeit, kostenlose Kurse in Tai Chi und Yoga dagegen nur nach Feierabend. 800 der 13 000 Mitarbeiter nutzen im Jahr die Angebote, wie Sprecher Markus Falkner sagte. Zum Teil unterstützte der Landesbetrieb Kollegen, die gemeinsam Laufen, Kegeln, Inlineskaten, Fußball oder Tischtennis spielen.

Fachleute gehen davon aus, dass sich jeder Euro rechnet, den Betriebe für Gesundheitsvorsorge ausgeben - eine Einschätzung, die auch die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg teilen. Die Beschäftigten seien seltener krank, blieben länger fit und seien zufriedener.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat jedoch beobachtet, dass vor allem größere Unternehmen ihren Mitarbeitern Angebote machen. Bei Kleinen und Mittelständlern hänge es stark davon ab, wie gut die Geschäfte laufen. Ein Teil der kleinen und mittleren Unternehmen sucht deshalb den Schulterschluss mit anderen Betrieben, um sich in Netzwerken auszutauschen, unterstützt von Krankenkassen.

Erst im Sommer haben die kommunalen Arbeitgeber in Berlin ein »GesundheitsNetz« geknüpft. Beschäftigte im höheren Alter müssten fit gehalten werden, hieß es - aber auch, dass die Firmen hier noch mehr in die Tiefe gehen könnten. KAV-Sprecherin Daniela Wegner sieht einen weiteren Grund dafür: Man befinde sich im Wettbewerb um gute Arbeitskräfte, die längst mehr vom Job erwarten als ein angemessenes Gehalt.

Dabei sind die Vorlieben beim Betriebssport nicht immer dieselben. Ronald Bader, Betriebsrat bei GE Power Conversion in Marienfelde, erinnert sich, dass es Tischtennis-Gruppen gab, als der Betrieb noch zur AEG gehörte. »Das ist alles eingeschlafen.« Jetzt sei Laufen und Bowling im Trend. Die Läufer nehmen sich jährlich mehrere Staffelläufe in Berlin vor, um Trikots und Startgebühren kümmert sich das Unternehmen.

»Im Wesentlichen haben wir positive Beispiele in den großen Unternehmen«, sagt Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Berlin. »Sie betreiben damit auch Image-Pflege, es ist auch steuerlich absetzbar.« Die Branche hat in den vergangenen Jahren allerdings auch gut verdient.

Ganz anders ist die Auskunft bei der Gewerkschaft ver.di, die viele Dienstleistungsbeschäftigte und auch Angestellte im öffentlichen Dienst vertritt. »Kollektiver Betriebssport ist ganz stark im Rückgang«, sagte Sprecher Andreas Splanemann. Bis Ende der 70er Jahre habe es noch deutlich mehr Angebote gegeben. Heute kümmerten sich Arbeitnehmer eher selbst um ihre Gesundheit.

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