Malen bei offener Tür

Das Ostholstein-Museum präsentiert Bilder des Jubilars Armin Mueller-Stahl

  • Dieter Hanisch, Eutin
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn Armin Mueller-Stahl in seinem Holsteiner Atelier steht, vergisst er oft die Zeit um sich herum. Nun sind in Eutin Bilder des Künstlers zu sehen, der am Donnerstag seinen 85. Geburtstag begeht.

Welche künstlerischen Begabungen mögen wohl noch in Armin Mueller-Stahl schlummern? Der Schauspieler von Weltformat, leidenschaftliche (und unterschätzte) Musiker, vielseitige Literat feiert am 17. Dezember seinen 85. Geburtstag. Seit dem Jahr 2000 forciert er seine nunmehr vierte Künstlerkarriere - als Maler. Der Fundus von Bildwerken des schleswig-holsteinischen Ehrenbürgers ist längst so groß, dass aktuell gleich drei Ausstellungen mit Arbeiten Mueller-Stahls laufen.

Die jüngste davon ist im Ostholstein-Museum in Eutin zu sehen, wo es bereits 2005 und 2010 Werkschauen des Künstlers zu sehen gab. Der Ort ist mit Bedacht gewählt - neben seinem Wohnsitz in Los Angeles hat Mueller-Stahl seit 1984 seinen Lebensmittelpunkt im ostholsteinischen Ort Sierksdorf bei Eutin. Und wenn er dort in seiner Garage steht, die er sich als Atelier eingerichtet hat, dann vergisst er nach eigenen Worten nicht selten die Zeit um sich herum. Ölgemälde, Aquarelle, Lithografien, Zeichnungen, Radierungen, Grafiken, Siebdrucke und immer wieder Mischtechniken - der Vollblutmaler ist auf vielen Spielfeldern zu Hause.

Mueller-Stahl variiert gerne und besitzt die Gabe, eine markante Abbildung minimalistisch konturiert schnell auf Papier oder Leinwand bringen, dabei aber trotzdem Intensität und Fokus herbeizuführen. Bei seinem Stil dominiert vor allem der Ansatz, Gegenständliches mit einer abstrakten Note zu überlagern. Erst in den letzten Jahren ist dabei ein verstärkter Drang zur Farbigkeit zu beobachten. Neben ausdrucksstarken Porträts wählt Mueller-Stahl gerne gesellschaftliche und politische Ereignisse für seine Bildmotive - so etwa bei seinem 2014 entstandenen Werk »Steuerhinterziehung, wieviel?«. Selbst wenn der Künstler simple lateinische Lexikonseiten übermalt, sind Wirkung, Effekt und Feedback gewiss. Wenn der gebürtige Ostpreuße etwas überhaupt nicht mag, dann ist es ein Bild wie vom planerischen Reißbrett. Daher lasse er bei seiner Arbeit dem Zufall nur zu gern die Tür offen, wie er seine Herangehensweise erläutert.

Die Ausstellung in Eutin trägt den Titel »Die Jahre kommen und gehen« - in Anlehnung an ein im vergangenen Jahr geschaffenes Ölgemälde gleichen Namens. Dabei handelt es sich zugleich um eine Zeile aus dem »Heimkehr«-Zyklus im »Buch der Lieder« Heinrich Heines.

Der kreative Stift oder Pinsel in seiner Hand, so Mueller-Stahl. habe auch etwas Therapeutisches für ihn persönlich, denn damit könne er sich »den Ärger vom Hals malen«. Qualität, Professionalität und Originalität haben bei Mueller-Stahl, der sich einst mit seinen Malereien vor allem bei Drehpausen die Zeit vertrieb, längst ein hohes Niveau. Für einige Werke muss man bei Preisen von 25 000 Euro tief in die Tasche greifen.

Die Ausstellung mit über 80 Werken in Eutin (Schlossplatz) ist noch bis zum 31. Januar 2016 zu sehen. Wegen der im Winter eingeschränkten Öffnungszeiten bietet Museumsleiterin Julia Hümme interessierten Besuchern an, bei verschlossenen Türen einfach zu klingeln. Zur Ausstellung in Eutin erscheint ein Katalog, der vom Kunsthaus Lübeck und dem Heimatverband Eutin finanziell gefördert wird.

Noch bis zum 24. Januar sind weitere 85 Arbeiten in Schwerin im »Schleswig-Holstein-Haus« zu sehen. Außerdem wird in Ahrenshoop die umfangreiche Armin Mueller-Stahl-Ausstellung »Menschheitszirkus« präsentiert. Sie wird noch bis zum 10. Januar im dortigen Hotel »The Grand« gezeigt.

Weitere Informationen zu den drei Ausstellungen im Internet unter: museum.kreis-oh.de; http://www.schwerin.de; http://the-grand.de/de

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