Afrikas Ärztelücke wird größer

Es gibt 170 medizinische Hochschulen - für alle 47 Länder südlich der Sahara

  • Anne Gonschorek, Kapstadt
  • Lesedauer: 2 Min.
Die medizinische Versorgung ist in einem großen Teil Afrikas schlecht. Bis 2035 dürften 4,3 Millionen Arbeitskräfte im Gesundheitswesen fehlen. Die Ausbildung ist schlecht, das Geld fehlt.

Die Verhältnisse werden sich noch verschlimmern: Schon 2013 fehlten den afrikanischen Ländern südlich der Sahara laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 1,8 Millionen Arbeitskräfte im Gesundheitssektor. Seitdem hat sich die Situation nicht gebessert, im Gegenteil. Das Ärztedefizit wird sich bis 2035 voraussichtlich auf 4,3 Millionen mehr als verdoppeln. Einer der Gründe für die Lücke an ausgebildeten Fachkräften ist die mangelnde Finanzierung von Bildung und Ausbildung.

Momentan gibt es in den 47 afrikanischen Ländern südlich der Sahara gerade einmal 170 medizinische Hochschulen. Sechs Länder haben überhaupt keine medizinischen Ausbildungsstätten und 20 lediglich eine derartige Einrichtung. Dabei ist das Problem nicht neu. Bereits in einem Bericht der WHO aus dem Jahr 2000 heißt es: »Arbeitskräfte sind die wichtigsten Beiträge zu einem Gesundheitssystem. Dessen Leistungsfähigkeit hängt am Ende vom Wissen, den Fähigkeiten und der Motivation der für das Angebot verantwortlichen Personen ab.«

Über den Mangel an gut ausgebildetem Personal hinaus gibt es ein strukturelles Problem. Durch die starken Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Gegenden hat ein Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu den bestehenden Angeboten. Ganz oben auf der sozialen Skala genießt ein geringer Teil der Bürger eine medizinische Versorgung, die der von besser situierten Ländern gleichkommt. Eine größere Gruppe städtischer Bürger hat Zugang zu regulärer Krankenhausbetreuung.

Da es in den ländlichen Bereichen allerdings sowohl an Arbeitskräften als auch an der nötigen Infrastruktur fehlt, erhalten viele Patienten dort nicht einmal die grundlegenden Fürsorge- oder Präventionsmaßnahmen. Nur wenige können sich eine Krankenhausbetreuung überhaupt leisten. Infolge mangelnder Primärversorgung müssen sich die meisten Betroffenen auf traditionelle Heiler verlassen. Selbst dort, wo Fachkräfte vorhanden sind, sind Einrichtungen knapp an Fachpersonal, welches zudem wenig Möglichkeit zur Weiterbildung hat.

Die meisten afrikanischen Länder müssen also Infrastruktur und Ausbildung verbessern. Aufgrund fehlender Eigenmittel sind sie dabei häufig auf das Mäzenatentum großer Konzerne angewiesen. So ist seit Februar das US-Unternehmen General Electric (GE), einer der größten Mischkonzerne der Welt, Partner Kenias, um den Gesundheitssektor des ostafrikanischen Landes technologisch voranzubringen. GE will ein Institut zur Ausbildung medizinischer Fachkräfte in Kenia gründen, in dem in den kommenden drei Jahren 1000 medizinische Kräfte ausgebildet werden sollen. Diese Art öffentlich-privater Partnerschaften könnte in Zukunft häufiger werden. Denn ein Ende des Ärztemangels ist so wenig absehbar wie ein Ende der afrikanischen Finanzmisere.

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