Forsa-Chef: AfD-Aufstieg nur »optischer Zuwachs«

Güllner: Niedrige Wahlbeteiligung ist das eigentliche Problem / Viele Wähler der Rechtspartei sind »keine normalen Menschen«, sondern »wirklich Anti-Demokraten« und »brauner Bodensatz«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Steigt die Zustimmung zur rechten AfD - oder sind die Zahlen verzerrt? Der Chef des Umfrageinstituts Forsa, Manfred Güllner, hat jetzt im Deutschlandfunk erklärt, die Erfolge der Rechtspartei bei den vergangenen Landtagswahlen seien lediglich ein »optischer Zuwachs«. Die AfD habe nicht Zuspruch von mehr Wählern bekommen, sondern vor allem durch die niedrige Wahlbeteiligung prozentual zulegen können.

Lasse man die ostdeutschen Bundesländer außen vor, erklärte Güllner, dann liege die Partei in den restlichen Ländern unter vier Prozent. Bundesweit steht die Rechtspartei in Umfragen bei acht bis zehn Prozent, die Zahl der Nichtwähler und Unentschlossenen ist, sofern angegeben, aber auch so hoch wie lange nicht.

Hier sieht der Forsa-Chef das eigentliche Problem. Um die Nichtwähler kümmere sich niemand. Diese Menschen wählten nicht radikal, sondern würden aus Frust zuhause bleiben. Sie wünschten sich, dass weniger Minderheitsforderungen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion stünden, sondern ihre Sorgen und Probleme. Diese Gruppe dürfe man aber nicht in einen Topf mit radikalen Wählern werfen.

Güllner sagte in dem Radiointerview weiter, bei den Wählern der AfD handele es sich nach allen Daten, die man habe, um einen »braunen Bodensatz«, den man nicht verharmlosen dürfe. Zwei Drittel dieser Wähler lehnten das demokratische System in der Bundesrepublik ab. Diese seien »keine normalen Menschen«, sondern »wirklich Anti-Demokraten«. Diese Gruppe müsse man in die rechte Ecke stellen und ächten: »Man darf sie nicht salonfähig machen.«

In den Ländern ist die Lage laut aktueller Umfragen geteilt: Während die AfD etwa im Saarland, in Niedersachsen und Hessen bei vier Prozent liegt, kommt sie auch in westdeutschen Ländern wie etwa Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz auf Werte von sieben bis acht Prozent. In ostdeutschen Ländern wie Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg liegt die Petry-Truppe im zweistelligen Bereich. Agenturen/nd

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