Weichen machen schlapp

Vom Wintereinbruch sind besonders S-Bahn-Fahrgäste betroffen / Tram am Alex entgleist

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Jetzt hat sich der Winter doch noch aufgerappelt, mit allen Begleiterscheinungen. Der Verkehr auf den Straßen lief zäh, Busse und Bahnen hatten Probleme.

Rund zehn Zentimeter Neuschnee rieselte es seit Dienstagabend. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ging dagegen mit allem vor, was ihr zur Verfügung steht. »Wir arbeiten rund um die Uhr«, sagte BSR-Sprecher Sebastian Harnisch. 2100 Mitarbeiter und 540 Fahrzeuge seien in mehreren Schichten im Einsatz. Dennoch waren am Morgen noch längst nicht alle Straßen geräumt. Priorität hätten Hauptstraßen, die Stadtautobahn und Straßen, auf denen Busse verkehren.

Auch auf der Stadtautobahn ging es nur im Schritttempo voran. Am Tunnel Flughafen Tegel und Tunnel Britz kam es wegen Überfüllung zeitweise zu Sperrungen, auch der Tiergartentunnel musste am Vormittag nach einem Unfall gesperrt werden. Die Polizei registrierte bis 14 Uhr fast 350 Karambolagen, gegenüber normalen Tagen eine »erhöhte« Zahl, so ein Sprecher. Meist blieb es bei Blechschäden. In der Sophie-Charlotten-Straße in Schöneberg wurde eine Passantin allerdings auf einem zugeschneiten Zebrastreifen schwer verletzt. Ein Autofahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen.

Bei der S-Bahn machten sich die alten Probleme bemerkbar: anfällige Weichen, Elektromotoren und Türen. Besonders die Altbaureihen 480 und 485 verkrafteten den Flugschnee nicht. Statt 531 Doppelwagen wie noch am Vortag konnten deshalb schon am Dienstagmorgen nur noch 510 eingesetzt werden, im Laufe des Tages vielen weitere Wagen aus. Die Linie S 85 musste deshalb komplett eingestellt werden, die S 47 wurde am Nachmittag auf den Abschnitt Spindlersfeld-Schöneweide verkürzt, die S 8 fuhr nur zwischen Birkenwerder und Grünau. Aber auch die Ringbahnlinien S 41 und S 42 sowie die S 45 und S 46 fuhren unregelmäßig.

Flugschnee legte zeitweilig eine Weiche bei Hegermühle lahm, was zu Zugausfällen auf der S 5 führte. Die Weiche gehört zu dem zweigleisigen Abschnitt bei Strausberg, der erst im Dezember in Betrieb gegangen war. Die Weichenheizung habe zwar funktioniert, es aber nicht geschafft, den Schnee komplett wegzutauen, so ein S-Bahnsprecher. Eine Weichenstörung in Lichterfelde Ost, die aber nichts mit der Witterung zu tun hatte, sorgte für einen unregelmäßigen Verkehr auf der S 25. Wegen einer gestörten Weiche auf der Stadtbahn mussten Züge der Regionalbahnlinie 14 über Lichtenberg umgeleitet werden.

Die BVG mahnte ihre Kunden, mehr Zeit einzuplanen. Bei Bussen gab es Verspätungen von bis zu 30 Minuten. Aber auch Straßenbahnen kamen auf verstopften Straßen nicht voran. Wegen eines Unfalls in der Invalidenstraße waren die Straßenbahnlinien zum Hauptbahnhof zeitweilig blockiert. Am Vormittag entgleiste am Alex wegen vereister Schienen eine Straßenbahn. Fahrgäste wurde nicht verletzt, Bahnen wurden umgeleitet. Nach einer Stunde war der entgleiste Zug wieder fahrbereit. Eine eingefrorene Weiche sorgte auch auf der U 5 zeitweilig für Verspätungen.

Fast völlig zum Erliegen kam der Radverkehr. Der ADFC rät Radlern, auf die besser geräumten Fahrbahnen auszuweichen, aber auch das dürfte schwierig sein

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