Buschbrände in Tasmanien vernichten Welterbe-Wälder

Feuerwehr kämpft verzweifelt um Erhalt der Naturparks mit »lebenden Fossilien«

  • Glenda Kwek, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Auf der südaustralischen Insel Tasmanien stehen uralte Wälder in Flammen. Der Verlust eines Weltnaturerbes droht.

Sie haben die Dinosaurier überlebt, vermutlich gab es sie schon vor dem australischen Kontinent - doch nun bedrohen Buschbrände die uralten Wälder von Tasmanien. Seit drei Wochen kämpfen Feuerwehrleute aus Australien und Neuseeland gegen die Brände auf der südaustralischen Insel. Experten fürchten, ein Großteil des UNESCO-Welterbes könnte schon jetzt unwiederbringlich zerstört sein.

Mehr als 95 000 Hektar Land sind, so australische Behörden, bereits verbrannt. Menschen und Häuser waren bislang nicht betroffen - dafür große Teile der Tasmanischen Wildnis. Nach Angaben des Umweltexperten David Bowman von der Universität von Tasmanien treten die Brände im Westen Tasmaniens »grundsätzlich in einem Ökosystem auf, das ein Überbleibsel der geologischen Vergangenheit« darstelle. Dieses System sei für die Wissenschaft von immenser Bedeutung. Er bezeichnet die Vegetation der Nationalparks als »lebende Fossilien«, die vor Milliarden von Jahren sogar in der Antarktis wuchsen.

»Sie gehen auf die Zeit lange vor dem Zeitalter der Dinosaurier zurück und stellen einen konkreten Bezug zu Gondwana her«, schwärmt der Experte für umweltverändernde Biologie. Dieser Großkontinent umfasste vor hunderten Millionen Jahren das heutige Afrika, Südamerika und Australien und bildete den südlichen Teil des Superkontinents Pangaea.

Die Tasmanische Wildnis beherbergt einen der letzten gemäßigten Regenwälder der Welt - das Klima auf der Insel ist kühler als auf dem australischen Festland. Mit 1,4 Millionen Hektar bedeckt die Region fast 20 Prozent der Insel und umfasst die Nationalparks Cradle-Mountain-Lake-Saint-Clair sowie Walls-of-Jerusalem mit ihren beliebten Wanderstrecken durch den Busch. Seit 1982 ist sie Teil des schützenswerten Welterbes.

Die Feuerwehr bekämpft etwa 70 Brände, dringt aber nur schwer in entlegene Gebiete vor. Die Brände umfassen riesige Teile der geschützten Gebiete. Gefährdet sind Scheinbuchenwälder, Zypressen-Schuppenfichten - ein entfernter Verwandter der amerikanischen Mammutbäume - sowie die Sichelförmigen Schuppenfichten. Manche Bäume gibt es nur noch auf Tasmanien. Bowman glaubt, nur ergiebiger Regen könnte die Lage entspannen. Der Boden im Westen Tasmaniens dörre komplett aus. Er verwandle sich in Braunkohle, die sogar die Baumwurzeln verbrenne.

Noch vor ein paar Jahrzehnten haben solche Blitzschläge keine größeren Schäden angerichtet, so Bowman. Aber schon vor drei Jahren war ein Blitzschlag plötzlich Mitauslöser eines riesigen Waldbrands, bei dem mehr als hundert Häuser zerstört wurden. Doch noch ist nicht alles verloren. Anlass zur Hoffnung gibt James Wood, Leiter der Samenbank der Royal Tasmanian Botanical Gardens, die Tausende Samen von Bergkoniferen gesammelt hat. Wood hofft, mit Hilfe der Sammlung kurzfristige Zerstörungen wie nach Bränden beheben zu können. Doch selbst ohne Brände verändere ein Temperaturanstieg grundlegend die Landschaft und damit das Zusammenspiel von Pflanzen und Insekten, sagt Wood. AFP/nd

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