Exzellenz in neuem Gewand

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor Wochenfrist stellte die Expertenkommission zur Evaluation der Exzellenzinitiative, kurz Imboden-Kommission, ihre Ergebnisse vor. Empfohlen wird eine modifizierte Fortführung des Programms bis 2028. Sowohl die Empfehlung als auch die Grundlage, auf der die Evaluation erfolgte, werden von den Fachverbänden kritisch gesehen. So sollte die auf Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (gwk-bonn.de) 2014 errichtete Kommission eine »übergreifende, vorrangig qualitative Bewertung der Exzellenzinitiative« erarbeiten. Zeitgleich haben jedoch Bund und Länder eine Fortführung des Programms im Anschluss an die beiden Förderphasen 2006-2001 und 2011-2017 im Umfang von 500 Millionen Euro pro Jahr beschlossen. Damit sei die Evaluation nicht »ergebnisoffen« gewesen und sende ein »falsches Signal«, heißt es dazu kritisch auf gew.de. Positiv bewertet werden von der Bildungsgewerkschaft die Aussagen zum Nachwuchsprogramm. So kritisiert auch die Kommission, dass sich der Zeitpunkt der Entscheidung für oder gegen eine akademische Karriere durch die Schaffung von mehr Stellen für promovierte Wissenschaftler (Postdoc-Stellen) tendenziell nach hinten statt nach vorne verschoben habe. Weitere Baustellen seien die »universitäre Differenzierung« und die »Governance« (Unternehmensführung). So habe die Eigenart von Exzellenzclustern dazu geführt, sich vom Rest der Universität abzusondern, was wiederum zu Konfrontationen mit den Uni-Leitungen geführt habe. Eine universitäre Differenzierung habe nur unzureichend stattgefunden, stellt die Kommission fest, wenngleich die im Rahmen der Exzellenzcluster entstandenen Publikationen bemerkenswert seien. Ferner sei das durch die Exzellenzinitiative entstandene »erhöhte Kollektivverständnis«, also die Identifizierung aller Teile einer Universität mit der akademischen Lehr- und Forschungseinrichtung, positiv zu bewerten. Die Exzellenzinitiative habe aber auch »markante Unterschiede« bezüglich der Forschungsleistungen der Einrichtungen aufgezeigt. Zufrieden sei man mit den Impulsen für den gesamten Sektor der universitären Ausbildung und Forschung sowie mit der Vernetzung der nationalen mit der internationalen Forschung.

Für die Zukunft schlägt die Kommission zwei Förderlinien einer Exzellenzinitiative II vor. Zum einen die Fortsetzung bisheriger Projekte bis 2019, die Streichung der Graduiertenschulen für Juniorprofessuren, Postdocs und Doktoranden sowie die Öffnung der Exzellenzcluster für andere Themen. Zum anderen sollen zehn Universitäten bis zu acht Jahre eine Exzellenzprämie in Höhe von 15 Millionen Euro pro Universität und Jahr erhalten. Lena Tietgen

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