Hertha BSC gewinnt einen Punkt gegen Borussia Dortmund

Die Berliner trennen sich in einem jederzeit spannenden Spiel torlos vom BVB

Hertha-Trainer Pal Dardai wollte mit der Partie gegen den Zweiten aus Dortmund vor allem die Zuschauer begeistern. Es gelang: Nach dem 0:0 im erstmals ausverkauften Olympiastadion bejubelten die Berliner Fans ihr Team. Für das Spiel spricht: Auch die Dortmunder Anhänger feierten ihre Mannschaft.

Nicht mal ein halbes Jahr ist es her, als Hertha BSC und Borussia Dortmund das erste Mal in dieser Saison aufeinandergetroffen sind. Dass die Partie an diesem Sonnabend das Spitzenspiel des 20. Spieltags in der 1. Fußball-Bundesliga war, liegt vor allem an der erstaunlichen Entwicklung der Berliner. »Wir wollen, dass die Zuschauer nächste Woche wiederkommen«, versprach Trainer Pal Dardai vor dem Anpfiff eine offensive und mutige Hertha-Mannschaft. Das Olympiastadion war erstmals in dieser Saison ausverkauft. 74.244 waren gekommen – und sie wurden nicht enttäuscht.

Dass der Tabellenzweite aus Dortmund richtig guten Fußball spielen und Gegner mit seinem schnellen Kombinationsspiel richtig schlecht aussehen lassen kann, hat er oft genug bewiesen. Am Sonnabend aber gestikulierte BVB-Trainer Thomas Tuchel schon nach zehn Minuten unzufrieden am Spielfeldrand. Es war der Tabellendritte aus Berlin, der alles das auf den Platz brachte, was ein Spitzenteam ausmacht: den Gegner durch geschicktes Pressing nicht ins Spiel kommen lassen und sich selbst Torchancen erarbeiten.

Nach vier Minuten prüfte Vladimir Darida als Erster BVB-Torwart Roman Bürki. Der Schuss des Berliner Mittelfeldspielers aus 15 Metern aber war etwas zu unplatziert. In der 21. Minute landete der Ball nach dem Kopfball von Jens Hegeler auf dem Dortmunder Tordach. Zwei Minuten später konnte Bürki Hegelers zweiten Versuch mit dem Kopf entschärfen. Im Ballbesitz fast ebenbürtig, in den Zweikämpfen besser, in der Offensive zielstrebiger: Hertha BSC bestimmte das Geschehen.

»Wir sind noch kein Spitzenteam«, hatte Pal Dardai vor dem Duell mit Dortmund gesagt. Der Gegner aus Dortmund hat in der ersten Halbzeit sicherlich eine andere Erfahrung gemacht. In der ersten halben Stunde wurde der BVB nur nach Fehlern der Berliner gefährlich. Mehr als zwei Distanzschüsse von Sokratis und Ilkay Gündogan aus jeweils 25 Metern sprangen dabei aber nicht heraus. Die besten Chancen hatte Dortmund in der 32. Minute: Als Marco Reus das erste Mal auf der rechten Seite auffiel, konnte Herthas Verteidiger John Anthony Brooks zur Ecke klären. Den darauf folgenden Kopfball von Mats Hummels parierte der Berliner Torwart Rune Jarstein reaktionsschnell.

Zum Wiederanpfiff kamen die Dortmunder zwar sehr viel später aus der Kabine als Hertha, aber auch sehr viel entschlossener. Der BVB machte plötzlich Druck, störte das Spiel der Berliner jetzt aggressiver und eroberte Bälle schon in der gegnerischen Hälfte. Jetzt erinnerte das Duell sehr an das erste der beiden in dieser Saison. Beim 1:3 in Dortmund hatte Hertha BSC mit einer Fünferkette verteidigt und lediglich versucht, mit vereinzelten Kontern zum Torerfolg zu kommen. Selbst das ließ der BVB in der zweiten Halbzeit am Sonnabend kaum zu. Die Berliner standen nicht selten mit allen elf Spielern in der eigenen Hälfte und konnten sich kaum befreien.

Dortmunds Trainer hatte Marco Reus zur zweiten Halbzeit von der rechten auf die linke Seite gestellt. Ein Maßnahme mit Wirkung. Fast alle Chancen wurden jetzt über links herausgespielt. In der 49. Minute versuchte sich erst Mats Hummels und dann Henrikh Mkhitaryan mit einem Schuss. Zwei Minuten später verfehlten zwei Dortmunder eine Hereingabe von Reus. Immer wieder gelang es dem BVB, sich in den Berliner Strafraum zu spielen. Fast perfekt machte er es in der 70 Minute: Der Ball lief aus der Dortmunder Hälfte von der linken Seite durch das Mittelfeld bis auf den rechten Flügel auf Höhe des Berliner Strafraums. Der Pass von dort kam zu Mkhitaryan, der zehn Meter vor dem Tor von Jarstein zum Abschluss kam. Der Armenier aber traf den Ball nicht richtig, die beste Chance der Borussia war dahin.

Kurz darauf reagierte Pal Dardai und nahm mit Vedad Ibisevic einen seiner zwei Stürmer vom Feld. Die Dortmunder, in der zweiten Halbzeit mit 66 Prozent Ballbesitz, blieben zwar weiterhin überlegen. Aber aus einer nun gestärkten Defensive, kam Hertha BSC jetzt endlich auch zu guten Konterchancen. In der 78. Minuten liefen Salomon Kalou und Genki Haraguchi zu zweit auf nur einen BVB-Verteidiger zu. Der Ivorer entschloss sich, selbst den Abschluss zu suchen – der Ball verfehlte das Dortmunder Tor nur knapp. In der letzten Spielminute lief der eingewechselte Alexander Baumjohann dann allein auf BVB-Keeper Bürki zu. Aber der Berliner nahm unnötigerweise das Tempo raus und verlor den Ball an einen hinterher geeilten BVB-Verteidiger.

Es war die letzte Torchance eines Spiels, das jederzeit spannend und meist gut anzusehen war. So, wie Pal Dardai es sich vorher gewünscht hatte. Sowohl die Berliner als auch die Dortmunder Fans feierten nach dem Abpfiff ihre Mannschaft. Für Hertha BSC bedeutet das torlose Unentschieden einen Punktgewinn. Auch nach dem 20. Spieltag bleibt der Hauptstadtklub auf Platz drei. Die Dortmunder müssen aufgrund ihrer schlechteren ersten Halbzeit mit diesem einen Punkt leben. Aber das kann der Tabellenzweite angesichts der zehn Punkte Vorsprung auf ihren Gegner vom Sonnabend sicherlich auch ganz gut.

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