AfD missbraucht LGBT-Event für fremdenfeindliche Propaganda

Dragqueen schmeißt Beatrix von Storch von queerem Stadtfest / Facebook löscht AfD-kritischen Post von Travestiekünstlerin

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

Mehr als 350.000 Menschen feierten am vergangenen Wochenende zum 24. Mal das Lesbisch-schwule Motzstraßenfest in Berlin-Schöneberg. Verschont von brauner Propaganda blieb das kunterbunte Stadtfest leider nicht, wie sich am Sonntag herausstellte. AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch ließ es sich nicht nehmen, als ungebetener Zaungast vorbeizuschauen und ihre ausländerfeindliche Hetze via Facebook zu verbreiten. Sie wurde jedoch szenegerecht gestellt und des Platzes verwiesen, wie die Dragqueen Nelly Morell in einem inzwischen gelöschten Facebookpost klarstellte. »Da kotzen wir doch gleich alle im Strahl. Die AfD-Parteispitze trifft sich vor der Lieblingsbar. Da haben wir doch gleich mal Platzverweis ausgesprochen. Jetzt schmollen sie in irgendeiner Wohnung und schauen von oben auf die feiernden Homos«, so Morell.

Laut AfD-Sprecher Roland Gläser habe von Storch sich nur umschauen wollen, wie die »Berliner Morgenpost« berichtet. »Sie wollte gar nicht bleiben«, so die Erklärung und weiter: »Dass ihr jemand einen Platzverweis erteilen wollte, geht rechtlich gar nicht.« Via Twitter ließ die AfD-Landesvorsitzende unterdessen verlauten, bei dem Post von Morell habe es sich um einen »witzig gemeinten Facebook-Post einer Diva« gehandelt, den sie mittlerweile selbst gelöscht habe. Morell stellte daraufhin klar, dass die Nachricht weder »verunglückt« sei, noch habe sie sie selber gelöscht. Offenbar sei der Post durch Facebook gelöscht worden.

Ebenfalls per sozialem Netzwerk verbreitete der Landesverband der AfD am Montagfrüh ein Bild von von Storch mit den beiden Kandidaten für das Abgeordnetenhaus Frank-Christian Hansel und Kristin Brinker vor einer Regenbogenflagge, offenbar aufgenommen während des LGBT-Event. In dem dazugehörigen Text schüren die Verfasser derweil antimuslimische Ressentiments. So wird behauptet, »Masseneinwanderung aus islamischen Ländern« bedrohe die »Lebensweise aller toleranten Menschen«.

In einer Pressemitteilung vom 15. Juli lehnt Hansel die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben ab. »Zum Adoptionsrecht gibt es innerparteilich unterschiedliche Ansichten. Die Mehrheit ist dagegen, die Minderheitsmeinung hierzu wird aber respektiert«, heißt es in der Erklärung. »Gesonderte Bildungs-Initiativen in Richtung Gender-Ideologie in Schulen und in der Jugendhilfe« und »die frühsexuelle Aufklärung im Sinne der Gender-Ideologie« lehnt Hansel ebenfalls ab. Desweiteren schürt der Verfasser Angst vor einer »Islamisierung«, die sich durch nach Deutschland Geflüchtete verbreiten und »islamisches Scharia-Recht, das sich gegen Homosexuelle etc. richtet« etablieren könnte.

Die AfD war als einzige der größeren Berliner Partei in diesem, wie auch im vergangenen Jahr, nicht mit einem Infotisch auf dem Motzstraßenfest vertreten. 2014 hatte es heftige Kritik an der Entscheidung der VeranstalterInnen gegeben, der Partei eine Plattform auf dem Fest zu geben, woraufhin den Rechtspopulisten im vergangenen Jahr die Teilnahme untersagt wurde.

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