Offensive zur Befreiung von Mossul

Ministerpräsident Al-Abadi verkündet Sturm auf Bastion des Islamischen Staates / UNO besorgt um Sicherheit der Einwohner von Millionenstadt

  • Lesedauer: 3 Min.

Mossul. In der Nacht haben die irakischen Sicherheitskräfte ihre lang erwartete Militäroffensive zur Rückeroberung der Hochburg des Islamischen Staates (IS) Mossul begonnen. Das verkündete Ministerpräsident Haider al-Abadi im Staatsfernsehen. Sollte die Millionenmetropole tatsächlich befreit werden, wäre der IS im Irak militärisch weitestgehend besiegt. »Die Stunde des Sieges hat geschlagen. Die Operation zur Befreiung Mossul hat begonnen«, erklärte al-Abadi. Er richtete sich direkt an die Bürger der Stadt und rief sie dazu auf, mit den irakischen Streitkräften zu kooperieren. Angeführt wird die Offensive demnach von der Armee und der Polizei des Landes.

Mossul ist die letzte Bastion des IS im Zweistromland. Die nördlich gelegene Millionenstadt unweit der Grenze zur Türkei steht seit Juni 2014 unter Kontrolle der selbsternannten Gotteskrieger. Von dort aus überrannte der IS weite Teile des Landes. Inzwischen hat er viele dieser Gebiete wieder eingebüßt. Im Nachbarland Syrien beherrscht die sunnitische Terrormiliz allerdings noch immer große Landstriche.

Kräfte der irakischen Armee und Polizei hatten in den vergangenen Wochen und Tagen im Umland von Mossul Stellung bezogen. Unterstützt werden sie bei der Offensive von kurdischen Peschmerga-Kämpfern, die ebenfalls auf die Stadt vorrücken. Sie werden unter anderem von der Bundeswehr ausgebildet. Die Bundesregierung hat die Kurden zudem mit Waffen beliefert. Auch lokale sunnitische Milizen sollen an dem Angriff beteiligt werden. Die von den USA geführte internationale Koalition fliegt Luftangriffe gegen den IS. US-Verteidigungsminister Ashton Carter erklärte nach Beginn der Offensive: »Die Vereinigten Staaten und der Rest des internationalen Bündnisses stehen bereit, um die irakischen Sicherheitskräfte, Peschmerga-Kämpfer und das irakische Volk in dem schwierigen Kampf zu unterstützen, der ihnen bevorsteht.« Ziel sei es, den IS dauerhaft zu besiegen.

In Mossul und im Umland sollen sich rund 4000 IS-Kämpfer aufhalten. Diese haben nach verschiedenen Berichten in der Stadt tiefe Gräben und ein Tunnelsystem ausgehoben, um sich zu verteidigen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass Straßen und Gebäude mit zahlreichen Sprengfallen versehen sind, was einen Vormarsch auf die Stadt erschweren könnte.

Umstritten ist der Einsatz schiitischer Milizen bei der Offensive. Diese hatten angekündigt, sich an der Militäroperation zu beteiligen. Die Sunniten lehnen das jedoch ab, weil sie befürchten, dass die schiitischen Milizen ihren Einfluss im Land noch weiter ausbauen könnten. Mossul ist die wichtigste sunnitische Stadt im Irak. Viele Sunniten fühlen sich von der Mehrheit der Schiiten im Land und von der schiitisch dominierten Zentralregierung diskriminiert. In den vergangenen Tagen war zudem der Konflikt zwischen der irakischen Regierung und der Türkei erneut eskaliert. Bagdad fordert den Abzug türkischer Truppen, die nordöstlich von Mossul stationiert sind und dort unter anderem sunnitische Milizen ausbilden. Die Türkei lehnt jedoch einen Abzug ihrer Einheiten ab.

Es wird mit einer Fluchtwelle von bis zu einer Million Menschen gerechnet, und Hilfsorganisationen bereiten bereits eilig neue Flüchtlingslager vor. Der stellvertretende UN-Generalsekretär Stephen O›Brien äußerte sich am Montag angesichts der bevorstehenden Operation »extrem besorgt über die Sicherheit der 1,5 Millionen Menschen in Mossul«. Familien drohten zwischen die Fronten zu geraten, warnte O‹Brien.

Der IS hatte in den vergangenen Monaten bereits wichtige Gebiete im Irak und auch in Syrien verloren. So konnten irakische Streitkräfte im Sommer die IS-Hochburg Falludscha im Osten des Landes befreien. Auch in Syrien steht der IS unter Druck. Erst am Sonntag hatten von der Türkei unterstützte Rebellen den symbolisch wichtigen Ort Dabik im Norden des Landes vom IS eingenommen. Agenturen/nd

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