Vernunft regiert nicht

Gesa von Leesen über das Milliardengrab Stuttgart 21

  • Gesa von Leesen
  • Lesedauer: 2 Min.

Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tatsächlich die Vernunft Oberhand gewinnen lassen und das Unsinnsprojekt Stuttgart 21 stoppen? Das hoffen die Gegner des Tiefbahnhofes und aus ihrer Sicht ist das logisch. Seit Jahren beschäftigen sie sich tiefgehend mit dem Projekt, haben höhere Kosten ermittelt, als die Bahn zugeben wollte, Alternativen für besseren Zugverkehr vorgelegt, jeden Montag demonstriert - vergebens. Plötzlich werden ihre Argumente bestätigt. Da muss die Politik doch reagieren, denken vernunftbegabte Menschen. Aber in der Politik geht es nicht immer um Vernunft - sieben Monate vor der Bundestagswahl erst recht nicht.

Wenn Merkel S21 stoppt, würde sie wahrscheinlich Verkehrsminister Ramsauer opfern, denn der wäre dann nicht mehr tragbar. Das dürfte der CSU kaum gefallen und würde noch mehr Unruhe in die ohnehin unter Druck stehende schwarz-gelbe Koalition bringen. Zudem müsste die CDU in Baden-Württemberg versuchen, den Projektstopp als Stimme der Vernunft zu verkaufen. Das wird ihr schwer fallen, hat sie doch jahrelang jedes Argument gegen den neuen Bahnhof arrogant ignoriert. Vor allem aber hieße ein Stopp von S21: Politiker würden halbwegs rechtzeitig Konsequenzen aus eigenen Fehlern ziehen und damit auch dem Volk nachgegeben. Das ist bislang kaum vorstellbar.

Nein, ein Stopp von Stuttgart 21 durch Angela Merkel wäre Wasser auf die Mühlen der Grünen. Das kann die CDU nicht wollen.

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