Einheitliches Ladegerät für alle Handys

Eins für alle soll in der EU bis 2017 kommen

  • Lesedauer: 3 Min.
Wer ein neues Handy kauft, braucht oft auch ein neues Ladekabel dazu. Das ist teuer und sorgt für Kabelsalat im Haushalt. Nach einem Beschluss des EU-Parlaments muss sich die Branche bis 2017 auf ein universelles Ladekabel einigen.

Warum handelt die EU?

Weil die Hersteller sich nach Ansicht der EU um ihre Zusagen herummogeln. Vor allem bei einfachen Handys setzt die IT-Branche noch viele verschiedene Stecker ein.

Was wurde beschlossen?

Beschlossen wurde, dass Netzteile der Hersteller in drei Jahren für Handys, Tablets und Smartphones der Konkurrenz passen müssen. Wie der neue Einheitsstecker aussehen wird - ob es etwa der Micro-USB-Stecker sein soll - wurde offen gelassen. Die Hersteller haben technisch gesehen Freiraum.

Sind nicht schon viele Smartphone-Ladekabel wechselbar?

Ja, bei Smartphones bauen die meisten Anbieter inzwischen einen Micro-USB-Anschluss ein, der das Gerät mit Strom versorgt und auch Daten überträgt. Darauf hatten sich 2009 die 14 führenden Smartphone-Hersteller geeinigt. Doch einer der Unterzeichner, der iPhone-Anbieter Apple, setzt weiter auf seinen eigenen »Lightning«-Stecker und bietet einfach einen Adapter für Micro-USB dazu an. Adapter waren in der Einigung von 2009 erlaubt.

Worin liegen die Vorteile für die Verbraucher?

Pro Haushalt wäre bald nur noch ein Universalladegerät nötig - das spart Geld. Zudem sollen die neuen Geräte weniger Strom verbrauchen. Zudem könnten Handys ohne Ladegerät billiger verkauft werden.

Kann es Nachteile geben?

Es ist denkbar, dass der Kunde Ladegeräte als Zubehör extra und damit teurer kaufen muss. Branchenkenner schätzen den Preis für eine Universalladetechnik auf 10 bis 30 Euro.

Was hätte der EU-Beschluss für Folgen für die Umwelt?

Es würde viel weniger Elektromüll anfallen. Die EU-Kommission hatte 2011 geschätzt, dass etwa 30 verschiedene Ladegeräte auf dem Markt sind. Das sorgt für mehr als 51 000 Tonnen Elektroschrott jedes Jahr.

Sind die neuen Vorgaben tatsächlich so sinnvoll?

Da gehen die Meinungen auseinander. Nach Ansicht des europäischen Branchenverbandes Digitaleurope sind die Regeln überholt. Denn der Marktanteil einfacher Handys, bei denen Hersteller noch verschiedene Stecker einsetzten, gehe zurück. Ladegeräte für Smartphones sind heute technisch so weit vereinheitlicht, dass man mit einem Nokia-Ladegerät auch ein Samsung- oder Apple-Smartphone aufladen kann. Die Umstellung habe also bereits stattgefunden, so der Branchenverband.

Wie reagieren die Hersteller?

Sie setzen auf Selbstverpflichtung. Die fünf große Mitglieder von Digitaleurope - Apple, BlackBerry, Huawei, Samsung und Sony - versprechen, noch in diesem Jahr harmonisierte Ladegeräte auf den europäischen Markt zu bringen.

Wann tritt alles in Kraft?

Die Vorschriften müssen noch formal vom Rat verabschiedet werden. Danach müssen die Länder sie binnen zwei Jahren in nationales Recht umsetzen. Die Hersteller haben dann noch ein Jahr bis 2017 Zeit. dpa/nd

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