Merkel will Regierungserklärung zu Irak-Konflikt abgeben

Linkspartei fordert mehr Mitsprache für das Parlament bei allen künftigen Waffenlieferungen

  • Lesedauer: 3 Min.
Kanzlerin Merkel hat sich in der Debatte über Waffenlieferungen in den Irak bisher zurückgehalten. Jetzt ist sie bereit zu einer Regierungserklärung vor dem Bundestag. In ihrer Partei gibt es bereits die Forderung, noch einen Schritt weiter zu gehen.

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will dem Bundestag die Entscheidung über Waffenlieferungen in den Irak erläutern. Die CDU-Chefin sei zu der von der Opposition geforderten Regierungserklärung bereit, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Das Kabinett will am kommenden Mittwoch eine abschließende Entscheidung über die Aufrüstung der kurdischen Streitkräfte für den Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat treffen. Im Gespräch ist die Lieferung von Handfeuerwaffen und Panzerabwehrraketen.

Anschließend soll sich der Bundestag in einer Sondersitzung mit dem Thema befassen. Der Termin steht aber noch nicht fest. Ein Mitspracherecht hat der Bundestag nicht. Die Waffenlieferungen sind quer durch alle Fraktionen umstritten. Breite Ablehnung gibt es vor allem in der Opposition.

Aus der CDU kommt dagegen erstmals die Forderung, noch einen Schritt weiter zu gehen. Der Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg sprach sich für einen klar definierten Bundeswehreinsatz im Irak aus. »Es ist nicht damit getan, einfach Waffen zu liefern«, sagte er dem »Berliner Kurier« (Freitag).

»Wenn man befrieden will, muss man ehrlich sein.« Es wäre sinnvoll, deutsche Soldaten zur Verteilung der Hilfsgüter oder zum Schutz der Flüchtlingslager einzusetzen. »Der Schutz der Bevölkerung vor den Gräueltaten der IS-Milizen ist unsere humanitäre Verantwortung und in unserem ureigenen Interesse.«

Zuvor hatte auch der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour dafür plädiert, die Bundeswehr in den Irak zu schicken. Nach seiner Einschätzung könnten deutsche Soldaten die US-Operation im Irak unterstützen, zu der auch Luftschläge gegen die Terroristen gehören.

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Philipp Mißfelder, warnte davor, veraltetes Material in den Nordirak zu schicken. Als verlässlicher Partner müsse man modernes, funktionsfähiges Gerät liefern. »Ich glaube auch nicht, dass im Bundesverteidigungsministerium daran gedacht wird, die Region als Schrottplatz für unbrauchbares und altes Material der Bundeswehr zu nutzen«, sagte Mißfelder der »Passauer Neuen Presse« (Freitag). Im Kampf gegen die IS-Miliz benötigten die Kurden vor allem panzerbrechende Waffen. »Da reichen Handfeuerwaffen nicht aus.«

Die Linkspartei forderte mehr Mitsprache für das Parlament bei allen künftigen Waffenlieferungen. »Die Sondersitzung ist ein richtiger Schritt. Das wird ein Präjudiz für die Zukunft. Wir erwarten, dass der Bundestag künftig bei allen Waffenlieferungen vorab mitreden kann«, sagte Linken-Chefin Katja Kipping der »Bild«. »Alles andere wäre jetzt nicht mehr vermittelbar.«

Die Bundeswehr setzte am Freitagmorgen die Hilfsflüge in den Nordirak fort. Nach Angaben der Luftwaffe startete vom Flughafen Halle/Leipzig eine Antonow AN-124 mit rund 60 Tonnen Lebensmitteln und etwa 8,5 Tonnen Sanitätsmaterial Richtung Erbil im Irak. In die Region hatten sich Zehntausende Jesiden, Christen und andere Vertriebene gerettet, die vor den IS-Kämpfern geflüchtet waren.

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