Wenn Wachstum zum Streitpunkt wird

Neo-Extraktivismus als Entwicklungsmodell?

  • Zeljko Crncic
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

In Süd- und Mittelamerika regt sich aktuell trotz hoher Wachstumsraten und ausgeweiteter Sozialprogramme Kritik am Entwicklungsmodell, das durch die exzessive Ausbeutung und den Export von Ressourcen finanziert wird. In der wissenschaftlichen Debatte wird versucht, diesen Entwicklungsweg unter dem Begriff »Extraktivismus« zu fassen. Inwieweit es sich hierbei nur um eine moderne Spielart von Rentenökonomie(n) handelt, tatsächlich ein Pfad in Richtung nachhaltiger Entwicklung oder das Zeitalter des Postwachstums eingeläutet wird, sind offene Fragen.

Süd- und Mittelamerika hat in den vergangenen Jahren einen ökonomischen Boom erlebt, der auf den Ressourcenexport zurückzuführen ist. […] Vor allem Länder wie Brasilien, Argentinien oder Bolivien profitierten von dieser Entwicklung, die selbst durch die weltweite Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 nicht nachhaltig gestört wurde. Einige Beobachter sprechen für die Phase von 2003 bis 2007 sogar vom höchsten regionalen Wirtschaftswachstum seit 40 Jahren. […]

Der Subkontinent blickt auf eine lange Geschichte der Rohstoffextraktion zurück. […] Bereits in den 1970er Jahren wurde diese starke Abhängigkeit vom Rohstoffexport kritisiert, beispielsweise in dem einflussreichen Werk »Die offenen Adern Lateinamerikas« von Eduardo Galeano. Andererseits war die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts unter dem Stichwort der Import substituierenden Industrialisierung auch vom Versuch geprägt, dieses Exportmodell zu überwinden. Aktuell sc...


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