Neues Stahlgerüst mit alten Brocken

Grünauer kämpfen seit mehr als 20 Jahren für ein neues Sportdenkmal an der Regattastrecke

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Bis 1973 stand in Grünau das Deutsche Sportdenkmal. Vielleicht gibt es in einem Jahr am Ufer der Dahme ein neues «Denkzeichen des Berliner Wassersports».

Ohne Werner Philipp, den 80 Jahre alten Grünauer, würde es ein neues Denkmal an der 1000-Meter-Marke der Regattastrecke ganz sicher niemals geben. Denn der leidenschaftliche Ruderer und ehemalige Mathe- und Physiklehrer engagiert sich inzwischen seit mehr als 20 Jahren für den Wiederaufbau. Bereits 1990 hatte er das Wassersportmuseum gegründet und zeigt eine umfangreiche Sammlung.

Zu sehen sind dort wahre Schätze: ein vor 50 Jahren entwickeltes Boot für die Ruder-Achter-Wettbewerbe oder das Faltboot, mit dem die Kanuten Erich Hanisch und Willi Horn 1936 olympisches Silber in Grünau gewannen. Und auch vier ganz besondere Steine stehen in der kleinen Schau. Sie sind aus verschiedenem Material und alle mit Inschriften markiert. «Acad Ruder Club Berlin-Spandau» ist beispielsweise zu lesen oder «Fecht Club Offenbach gegr. 1863». «Das sind Originale vom Sportdenkmal, das 1898 am Ufer der Dahme eingeweiht wurde», sagt Werner Philipp. Sportvereine aus ganz Deutschland spendeten damals unterschiedlich große Brocken.

Doch kurz vor den Weltfestspielen 1973 in Berlin wurde das Monument auf Anordnung der DDR-Oberen abgerissen. «Der ganze Hintergrund des Denkmals passte wohl nicht in die offizielle Politik, erklärt Museumsgründer Philipp interessierten Besuchern. »Die Sportvereine feierten vor 116 Jahren schließlich die Einheit des deutschen Reiches und würdigten Kaiser Wilhelm I.« Der geschichtsinteressierte Grünauer ging in den zurückliegenden Jahren sämtlichen Hinweisen zum Verbleib des einstigen Denkmals nach. Sogar Taucher suchten in der Dahme nach möglichen Resten. Gefunden wurden nur wenige Stücke.

Doch wenn sich Werner Philipp etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kämpft er auch dafür. Angesichts der Niederlagen, mit denen er und seine Mitstreiter schon bei der Wiederaufbau-Idee des Monuments konfrontiert wurden, überrascht das. So wurde die Finanzierung des Projekts beispielsweise von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie abgelehnt. Auch der Förderverein löste sich auf.

»Aber dann hatte Rolf Bähr, der Präsident des Deutschen Segelverbandes, einen klugen Hinweis«, berichtet Philipp. Er schlug vor, ein anderes Vorhaben zu konzipieren, das sich auf die Teilung und Wiedervereinigung der Wassersportvereine beschränkt. Dadurch sei es möglich, noch einmal einen Antrag auf Lottomittel zu stellen. Gerade aus Grünau waren schließlich ab den 1950er Jahren etliche Segel- und Rudervereine nach Spandau oder an den Wannsee gezogen. »Nach der Wende kam es zu Restitutionen, Sportler mussten sich miteinander engagieren«, erzählt Werner Philipp.

Diese Entwicklung soll nun mit einem neuen Denkmal dargestellt werden. »Wir wollen noch in diesem Jahr alle Unterlagen bei der Lottostiftung einreichen«, sagt Steffen Senkbeil, stellvertretender Vorsitzender des 2012 gegründeten Vereins. Nach den bisherigen Berechnungen sind für das gesamte Projekt mehr als 350 000 Euro nötig. »Eine große Summe, aber wir sind optimistisch«, betont Senkbeil. Etliche Vorarbeiten seien bereits geleistet. So soll der Vorschlag des Grünauer Metallgestalters Rüdiger Röhl umgesetzt werden: ein Stahlgerüst, das die Form des ersten Deutschen Sportdenkmals aufnimmt, umgeben von zwei Mauerkreisteilen mit integrierten Vereinssteinen. Auf einer Tafel soll zudem erklärt werden, wie der »Platz vor dem Sportdenkmal« einmal aussah und wie es zum neuen Kunstwerk kam.

Ziel der mehr als 30 Vereinsmitglieder ist es, 2015, zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit, das »Denkzeichen des Berliner Wassersports« einzuweihen. »Wir sind davon überzeugt, es wird ein touristischer Anziehungspunkt für Berlin«, sagt Werner Philipp. Auch eine Spendensammlung ist bereits angelaufen.

Der Grünauer Robert Schaddach (SPD), Mitglied im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses, macht sich ebenfalls für die Realisierung stark.

www.denkzeichen-wassersport.de

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