Schluss mit Plaste - die Jute tüts auch

Berlin soll plastiktütenfrei werden - 26 Lebensmittelgeschäfte engagieren sich für den Klimaschutz

  • Celestine Hassenfratz
  • Lesedauer: 2 Min.
71 Plastiktüten verbrauchen die Deutschen pro Kopf jährlich - LIFE e.V. will das mit der Aktion »Mehr Wege als Einweg im Klimaschutz« ändern.

Celal Irgi hat eine Vision. Grau-beige und voller Müll ist die eine Seite dieser Vision, strahlend grün und ökologisch die andere. Irgi ist Geschäftsführer von 13 türkischen Lebensmittelläden in Berlin, die Vision hat er auf seinem Handy als Fotomontage gespeichert. Bald will Irgi sie auf große Plakate drucken lassen und der Umweltverschmutzung durch Plastiktüten, zumindest in seinen Läden, ein Ende machen.

»Es war ein Fehler, so lange kostenlos Plastiktüten abzugeben«, sagt Irgi, der mit seinen Lebensmittelgeschäften an der Kampagne »Mehr Wege als Einweg im Klimaschutz« teilnimmt. Von der gemeinnützigen Organisation LIFE e.V. ins Leben gerufen und durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Umweltministeriums mit 500 000 Euro gefördert, hat sich LIFE e.V. zum Ziel gesetzt, mit der Kampagne die CO2-Emissionen durch Plastiktüten, die weltweit jährlich rund 60 Millionen Tonnen betragen, zu reduzieren. 6000 bis 10 000 Tüten werden alleine im migrantischen Einzelhandel in Berlin wöchentlich ausgegeben.

Der Startschuss für die zweimonatige Aktion war am Mittwoch vor Celal Irgis Lebensmittelgeschäft in Charlottenburg. Durch die Kampagne sollen Kunden auf die Umweltverschmutzung durch Plastiktüten und die Möglichkeit, einen Stoffbeutel für einen Euro zu erwerben und an einem Bonussystem, das das Vermeiden von Plastiktüten honoriert, hingewiesen werden. 26 Einzelhandelsunternehmen in Berlin nehmen teil. Warum die Aktion gerade in migrantischen Unternehmen durchgeführt wird, weiß Rita Eichelkraut, Geschäftsführerin von LIFE e.V. zu berichten: »Während man in großen Supermärkten bereits für Plastiktüten bezahlen muss, gibt es in vielen migrantischen Lebensmittelgeschäften die Tüten noch kostenlos.« Eichelkraut und ihr Team wollen das ändern und haben eineinhalb Jahre auf diesen Tag hingearbeitet, 6000 Beutel aus alten Stoffresten in einer Behindertenwerkstatt nähen lassen, Flyer erstellt, Unternehmen informiert, über 100 Mitarbeiter der teilnehmenden Unternehmen geschult.

Wie belastend für die Umwelt die Plastiktüten bereits in der Herstellung sind, zeigt ein Blick auf Untersuchungen des Naturschutzbundes NABU und des BUND: Jährlich gelangen etwa 75 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere, 94 Prozent aller Vögel in der Nordsee haben Plastikteile im Magen, eine Plastiktüte braucht 500 Jahre um sich natürlich zu zersetzen.

Großes Ziel des Projektes ist auch, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Bei Celal Irgi scheint das gelungen. Irgi will demnächst eigene Jutebeutel mit dem Firmenlogo herstellen lassen und große Plakate mit seiner Vision von einer plastiktütenfreien Welt drucken.

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