GDL weist »Bild«-Vorwurf zurück

Gewerkschaft stellt Streikpause in Aussicht / Weselsky: mindestens sieben Tage / Gewerkschaft: Bahnkonzern entscheidet, ob es Verhandlungen gibt / Verkehrsminister Dobrindt ruft zu »verantwortungsvollem Umgang« auf

  • Lesedauer: 4 Min.

Update 14.30 Uhr: Der Ausstand der Lokführergewerkschaft GDL hat am Samstag nicht zum befürchteten Chaos bei der Anreise der Fußballfans zu ihren Spielen geführt. Es sei ruhig geblieben, hieß es am Sonntag bei der Bundespolizei. Der Deutschen Bahn seien keine Massenansammlungen von gestrandeten Fans an Bahnhöfen gemeldet worden, sagte ein Bahnsprecher am Samstag. »Von Problemen wissen wir nichts.« Die sieben Bundesliga-Begegnungen am Samstag wurden pünktlich angepfiffen. Offensichtlich hatten sich die Fans gut auf das Streikwochenende vorbereitet und waren Empfehlungen der Vereine gefolgt, per Bus oder Auto zu den Auswärtsspielen zu reisen. So bot Borussia Dortmund auf seiner Homepage ein Forum für Mitfahrgelegenheiten zum Auswärtsspiel beim 1. FC Köln an.

Update 12 Uhr: Die Lokführergewerkschaft GDL hat den Vorwurf von Unstimmigkeiten bei der Urabstimmung zum laufenden Streik zurückgewiesen. »Nach der Arbeitskampfordnung und der Satzung der GDL ist die Urabstimmung rechtens und absolut wasserdicht«, teilte die Gewerkschaft am Sonntag in Frankfurt mit. »Wäre dem nicht so, stünden wir schon längst vor Gericht.« Laut GDL hatten sich vor dem Streik 91 Prozent der an der Abstimmung teilnehmenden Mitglieder für einen Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn ausgesprochen. Die »Bild am Sonntag« hatte berichtet, es bestünden jedoch Zweifel, ob bei der Urabstimmung wirklich die erforderliche Mehrheit der stimmberechtigten GDL-Mitglieder zustande kam.

Update 11.20 Uhr: Einem Zeitungsbericht zufolge gibt es gegen die Gewerkschaft GDL den Vorwurf von Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Urabstimmung zum Streik. Wie die »Bild am Sonntag« meldet, seien zur Bestimmung des prozentualen Ergebnisses womöglich nur die Mitglieder gezählt worden, »die ihren Stimmzettel zurückgeschickt haben«. Nichtwähler seien demnach unberücksichtigt geblieben. »Damit lag die Zustimmung zum Streik nicht bei 91 Prozent, sondern nur bei rund 74 Prozent der stimmberechtigten GDL-Mitglieder«, zitiert das Blatt den früheren Arbeitsrechtler Manfred Löwisch. Um eine Stellungnahme der Gewerkschaft sei vergeblich gebeten worden.

Update 10.30 Uhr: Der Streik der Lokführergesellschaft GDL sorgt auch am Sonntag im Norden für zahlreiche Zugausfälle. In Mecklenburg-Vorpommern laufe der Notfahrplan jedoch »stabil und zuverlässig«, sagte ein Bahnsprecher am Sonntagmorgen. Rund jede dritte Bahn im Fernverkehr fährt demnach. Im Regionalverkehr könne die Bahn am Sonntag noch weitere Züge einsetzen: Zwischen Berlin und Stralsund sowie zwischen Pasewalk und Lübeck fahren demnach zusätzliche Regionalexpress-Züge.

Update 10 Uhr: Viele Bahnfahrer in Rheinland-Pfalz müssen sich auch am (heutigen) Sonntag auf Zugausfälle einstellen. Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL geht weiter. Zum Ferienbeginn fuhren am Samstag nur etwa 30 Prozent der Fernzüge der Deutschen Bahn. Bei den Regionalzügen fielen nach Angaben der Bahn zum Beispiel auf den Strecken Ludwigshafen-Mainz und Koblenz-Limburg alle Regionalexpress-Züge weg.

GDL stellt Streikpause in Aussicht

Berlin. Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat eine siebentägige Streikpause ab Montag in Aussicht gestellt. »Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden und dass wir dort eine Pause einlegen von mindestens sieben Tagen«, sagte Weselsky am Samstagabend im ZDF-»heute-journal«. Dieses Wochenende müssen Reisende aber nach wie vor mit erheblichen Einschränkungen rechnen.

Zum Beginn oder Ende der Herbstferien in neun Bundesländern trafen die Lokführer mit ihrem Streik am Samstag die Bahnkunden hart. Etwa zwei Drittel der Fernzüge standen seit dem frühen Samstagmorgen still. Auch Regionalbahnen fuhren nur nach einem Ersatzfahrplan. Weselsky sagte am Nachmittag in Dresden, es sei unvermeidbar, Reisende zu beeinträchtigen. Auf den Vorwurf, Streiks in der Ferienzeit auszurufen, entgegnete er: »Es ist immer Hauptreisezeit, an sieben Tagen in der Woche.«

Ein neues Tarifangebot der Bahn hatte die GDL am Freitag als »mediengerechtes Scheinangebot« abgelehnt. Von dem Konzern erwartete die Gewerkschaft »verhandelbare Angebote«. Am Ende entscheide die Bahn, »ob wir in den Verhandlungsmodus kommen oder in den nächsten Arbeitskampf«, sagte Weselsky. Bedingung der GDL für Tarifgespräche mit der Bahn ist es, neben den Lokführern auch für das übrige Zugpersonal wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Für diese Berufsgruppen führt jedoch die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Gespräche.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte Bahn und GDL derweil auf, den festgefahrenen Tarifkonflikt schnell zu entschärfen. »Wenn in Tarifverhandlungen konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte verhandelt werden«, sagte der CSU-Politiker der Zeitung »Bild am Sonntag«. Die Bahn sei das zentrale Verkehrsmittel in Deutschland mit Millionen Fahrgästen täglich. Tarifauseinandersetzungen wie auch Streiks seien ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, »dazu gehört aber auch die Verpflichtung zum verantwortungsvollen Umgang damit, das heißt auch die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten«, sagte Dobrindt. Agenturen/nd

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