Und, schmeckt’s?

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Qualität des Schulessens bescheinigt den Anbietern kein gutes Zeugnis: zu fett, zu viel Zucker und Fleisch, zu wenig Gemüse, Salat und Obst, lautet das Urteil. Im Netz wird dieses durchaus geteilt. spiegel.de lässt einen Grundschulleiter zu Wort kommen: »Manchmal ist das Essen super bei uns, aber oft denke ich mir: Das will ich eigentlich nicht essen. Wenn es zum Beispiel Penne mit Paprika-Tomatensauce gibt, ist das meist eine ganz dünne Plörre. Fleisch oder Fisch gibt es fast jeden Tag, Geflügelbratwurst mit Stampfkartoffeln oder Nudeln mit Rinderhack. Wir haben auch eine Theke mit frischem Salat. Ich habe aber das Gefühl, dieses Salatangebot geht zulasten des Gemüseanteils in den Tagesgerichten. Ich fände es gut, wenn wir jeden Tag ein vegetarisches Gericht anbieten könnten. Unser Caterer hat mir aber deutlich gemacht, dass es Grenzen gibt: Schließlich bekommt er nur 3,50 Euro pro Essen. Und häufig nicht einmal das: Viele Eltern können sich ein Mittagessen nicht leisten und kriegen es auch nicht hin, soziale Förderung zu beantragen. Bei uns soll aber jedes Kind, das Hunger hat, auch essen. Also essen 250 Schüler, obwohl nur 200 bezahlen. Eigentlich müsste das Schulessen für alle Eltern kostenlos sein.«

Auf faz.net erklärt der Koch Andreas Sommer: »Ich koche im Rahmen der offenen Ganztagsschule an verschiedenen Schulen mit Kindern der Klassen 5-7. Zuviel Fleisch? Fleisch macht dick? Schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Meist empfängt einen schon am Eingang der Schule die Wolke von Natriumglutamat. Fehlender Geschmack wird mit Salz und Zucker ersetzt. Es ist schlicht und einfach die schlechte Qualität (zumindest an den drei Schulen, die ich betreue) die angeprangert werden müsste! Den Beweis, mit wenig Geld trotzdem gutes Essen zu liefern, habe ich mehrfach und hinlänglich erbracht, nur dazu muss man allerdings, polemisch gesagt, selber die Kartoffeln schälen.«

Die Studie bemängelt weiterhin die zu geringe Auswahl, die knappe Zeit, in der das Essen zubereitet werden muss und dass die Speisen oft in einem lauwarmen Zustand angeboten werden. Das deutsche Kinderhilfswerk fordert auf dkhw.de deshalb, die Schüler selbst in den Kochprozess mit einzubinden: »Fast 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland fänden es gut, in einer Schulküche kochen zu lernen. Aber nur jeder Fünfte hatte die Möglichkeit. Wir sollten deshalb über die Einführung eines Schulfachs ›Gesundheits- und Ernährungsbildung‹ nachdenken und wegkommen von Großküchen. Stattdessen stärker auf dezentrale Lösungen setzen und diese auch finanziell unterstützen. Wir müssen sicherstellen, dass im Ganztagsbetrieb jedes Kind in der Schule eine gesunde, warme Mahlzeit bekommt. Da, wo Eltern über ein ausreichendes Einkommen verfügen, müssen diese die Kosten tragen, wo das nicht geht, ist die Gesellschaft und damit die öffentliche Hand gefordert. Bei der Zeit, die für die Mittagspause zur Verfügung steht, setzt sich leider der Trend fort, dass wir unseren Kindern einen zu schnell getakteten Alltag zumuten. Hier ist es dringend geboten, den Kindern mehr Zeit zu geben.« Lena Tietgen

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