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Bloß nicht aufregen!

Alba Berlin trifft im Halbfinale der Basketballmeisterschaft auf den FC Bayern - der Trainer warnt vor Provokationen

Sasa Obradovic spielte einst unter Svetislav Pesic. Nun warnt der Trainer von Alba Berlin seine Spieler vor den Tricks des Altmeisters in Diensten von Bayern München.

Sasa Obradovic hat sich diesen Gegner gewünscht. Der Trainer war der einzige bei Alba Berlin, der das Duell mit dem FC Bayern herbeisehnte, scheiterten die Versuche der Hauptstädter, in den vergangenen beiden Jahren deutscher Basketballmeister zu werden, doch jedes Mal an den Münchnern. Was anderen Angst macht, motiviert den Serben. »Das entscheidende Spiel der Finalserie aus dem letzten Sommer habe ich mir noch ein paar mal angesehen. Und ich werde immer noch wütend dabei. Aber das hilft mir. Ich schwor mir, besser zu werden, und wir sind besser geworden, auch wenn wir das Finale noch nicht erreicht haben.«

Im Gegensatz zu 2014 treffen Alba und Bayern diesmal schon im Halbfinale der Bundesliga-Playoffs ab Sonntag aufeinander. Obradovic will trotzdem nicht von einem vorweggenommenen Finale sprechen. »Bamberg war Hauptrundenerster, hat uns dreimal geschlagen und die Bayern einmal. Vor dem Finale gibt es kein anderes Finale«, sagt er. Und doch liegt ihm viel daran, endlich diese Bayern zu besiegen. »Ich will nicht mehr moralischer Sieger sein. Ich will wieder Titel gewinnen. Das ist wie eine Droge. Da will man immer mehr und gibt sich nicht damit zufrieden, eine gute Saison gespielt zu haben. Über das gesamte Jahr gesehen verdienen wir den Finaleinzug mehr«, so Obradovic.

Der im Umgang mit seinen Spielern sonst so cholerische Trainer gab ihnen nach dem glatten 3:0 in der Viertelfinalserie gegen Oldenburg erst mal zwei Tage frei, eine Seltenheit in dieser Saison mit schon fast 70 Spielen seit Ende September. »Eigentlich bin ich Fan davon, im Spielrhythmus zu bleiben, aber die Woche Pause hat uns allen wirklich gut getan. Die Spieler konnten ein paar Wehwehchen auskurieren, und ich konnte mich sehr gut auf diesen starken Gegner vorbereiten.«

Seit Montag wird also wieder trainiert, und jeder den man bei Alba dieser Tage so fragt, hat verstanden, was der Trainer predigt. »Wir müssen hart spielen«, sagt Flügelspieler Reggie Redding. »Es wird einige Rangeleien geben«, prognostiziert Kapitän Alex King. »Das wird eine physisch sehr anstrengende Serie«, drückt es Obradovic aus. Er meint, dass seine Berliner im Vergleich zu den Münchnern die bessere Saison gespielt hätten, doch eben darin läge vielleicht ein Problem: »Die Bayern haben viel mehr Geld investiert, aber in der Euroleague, dem Eurocup, dem Pokal und auch in der Vorrunde nicht gut gespielt. Das kann eine starke Motivation sein, mit dem Titel die Saison noch zu retten.«

Dafür werden die Bayern auch alles tun, weiß Obradovic und rechnet mit jeder Menge Provokationen seitens der Münchner. Üblicherweise redet er den Einfluss des heutigen Bayern-Trainers Svetislav Pesic auf seine eigene Arbeit lieber klein, doch nun spricht er ungefragt von dessen kleinen Geheimnissen: »Ich war selbst Spieler unter ihm, weiß also, welche Tricks er seiner Mannschaft mit auf den Weg gibt«, so Obradovic. »Da gibt es mal einen versteckten Ellenbogen auf die Brust, mal ein Knie auf den Oberschenkel. Doch davon darf man sich nicht ablenken lassen. Man darf nicht anfangen, mit den Schiedsrichtern zu diskutieren, sondern muss das wegstecken. Wenn wir darauf reagieren, ist das unser Fehler. Das sage ich meinen Jungs jeden Tag.«

Eine Kritik an seinem alten Trainer aus erfolgreicheren Zeiten bei Alba, sei das nicht, betont der 46-Jährige, schließlich habe er sich vieles abgeschaut. »Er ist auch nicht so erfolgreich, nur weil er den Gegner provoziert. Und so viel anders als er bin ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Das hier sind die Playoffs!«

Die Bayern hätten noch andere Vorteile: Größe, Physis, Erfahrung und das clevere Schinden von Fouls. Da würden einige Schiedsrichter auch mal auf Theatralik hereinfallen, »doch auch darüber dürfen wir uns nicht aufregen«, beschwört Obradovic seine jungen Spieler. »Wir dagegen sind schneller. Das müssen wir ausspielen und die Bayern immer in Bewegung halten.« Dann klappt es schon mit dem Finale und vermutlich der Qualifikation für die nächste Saison der Euroleague. »Das ist sehr wichtig für unseren Klub und die Fans, meine Spieler sind also auch sehr motiviert.«

Motiviert und siegesgewiss: Kapitän Alex King erinnert sich gern zurück an die Spiele in dieser Saison gegen die Münchner: »Wir haben die Bayern schon zweimal besiegt, das dritte Spiel haben wir erst im letzten Viertel verschenkt. Wir wissen also, dass wir sie schlagen können.« Den größten eigenen Vorteil sieht er jedoch im Heimvorteil in einem möglichen fünften Entscheidungsspiel. »Letztes Jahr fehlte uns der, da haben wir verloren. Gerade in solchen Serien, sind die Fans aber sehr wichtig«, so King.

Eine Hoffnung, die auch Kollege Redding teilt: »Die Bayern stehen noch ein Level über Oldenburg. Es wird härter, sie zu schlagen«, rechnet er mit einer engeren Serie. »Doch unser Heimvorteil wird ein Schlüssel sein. Es ist auch für Bayern hart, uns hier zu schlagen. Ich würde trotzdem gern in drei oder vier Spielen gewinnen, weil in einem Entscheidungsspiel immer alles passieren kann.«

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